
NUMMER 2
Keine Schonfrist
Vom Politikwissenschafter Walter Manoschek stammt der Satz: »Ich habe nichts gegen die Grünen, aber immer weniger für sie.« Spätestens mit dem Eintritt der Partei in das türkise Regierungsprojekt von Sebastian Kurz ist selbst dieser generöse Befund überholt. Sicherungshaft, Senkung der Körperschaftssteuer, Kopftuchverbot, Asylagentur – angesichts dessen, was die Grünen sich angeschickt haben in den kommenden Jahren mitzutragen, muss man dieser Tage nach der nur einen Sachfrage suchen, in der nicht alles gegen sie spricht. Die Partei hat sich mit ihrer ersten Regierungsbeteiligung auf Bundesebene endgültig überflüssig gemacht. Das gesamte Editorial gibt es hier zu lesen; den umfassenden Befund im aktuellen Tagebuch:
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KULTUR
Die ganze Misere
Als erster südkoreanischer Film überhaupt hat Parasite im letzten Jahr die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes gewonnen. Bong Joon Ho richtet den Fokus darin auf jene, denen Würde, Selbstachtung
und gesellschaftlicher Status genommen wird. Nun stehen die Oscars an.
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VON MAX BALHORN, SEOUL
Unangenehme Notiz
An dieser Stelle dokumentieren und kontextualisieren wir Beiträge aus fast fünf Jahrzehnten TAGEBUCH. In dieser Ausgabe: ein Beitrag des kommunistischen Lokalpolitikers und zeitweisen Mitherausgebers des Österreichischen Tagebuch Viktor Matejka.
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TAGEBUCH 1947
Erinnern an Morgen
Alle 15 Jahre wieder bei Null anfangen? Eine beklemmend aktuelle Frage. Gedanken zu Sabine Derflingers Film Die Dohnal.
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VON BÄRBEL DANNEBERG
Denn sie lasen ihn heimlich
Am 20. Dezember starb Hermann Gremliza, der langjährige Herausgeber von konkret. Und mit ihm der Imperativ, dass linke Texte besser zu sein hätten als die der Mitte.
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VON RICHARD SCHUBERTH
POLITIK
Keine Schonfrist
Vom Politikwissenschafter Walter Manoschek stammt der Satz: »Ich habe nichts gegen die Grünen, aber immer weniger für sie.« Spätestens mit dem Eintritt der Partei in das türkise Regierungsprojekt von Sebastian Kurz ist selbst dieser generöse Befund überholt.
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SAMUEL STUHLPFARRER
Die zwei Bolivien
Seit den Präsidentschaftswahlen am 20. Oktober letzten Jahres haben sich die Ereignisse in Bolivien überschlagen. Mittlerweile geht es um nichts Geringeres als die Frage, wer die Zukunft des Landes repräsentiert.
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VON TOBIAS BOOS, LA PAZ / EL ALTO
Unter Beobachtung
Die kurdische Diaspora ist im Visier der türkischen Behörden. Die Wienerin Mülkiye Laçin ist eine der Betroffenen.
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VON NICOLE SCHÖNDORFER
Kein Bruch, nirgends
Die Grünen sind mit ihrem Regierungseintritt dort angekommen, wo sie hingehören. Wer mehr erwartet hat, mag enttäuscht sein, jede Hoffnung aber war lediglich die Folge einer Täuschung.
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VON FRANZ SCHANDL
Was es bedeutet, Mensch zu sein
Seit 50 Jahren beschäftigt sich Silvia Federici mit Kämpfen von Frauen, reproduktiver Arbeit und Commons.In der Textsammlung Die Welt wieder verzaubern plädiert die feministische Theoretikerin für eine andere Vernunft jenseits der kapitalistischen Entwicklung. Ein Vorabdruck.
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VON SILVIA FEDERICI
Die Suche nach dem
Anti-Trump
Die Vorwahlen der Demokratischen Partei drohen zu einer Zerreißprobe zu werden. Wer auch immer sich als Herausforderer Donald Trumps durchsetzt, muss nicht nur um die Präsidentschaft kämpfen, sondern auch um den Zusammenhalt in der eigenen Partei.
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VON TYMA KRAITT
»Dieses Europa ist ein Monster«
Der Historiker Enzo Traverso gilt als einer der wichtigsten linken Intellektuellen der Gegenwart. Ein Gespräch über linke Melancholie, den Holocaust als Zivilreligion und die Herausforderung, eine fortschrittliche Utopie für das 21. Jahrhundert zu entwerfen – geführt am Tag nach den Wahlen zum britischen Unterhaus.
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SAMUEL STUHLPFARRER IM GESPRÄCH MIT ENZO TRAVERSO
DEBATTE
Kaltes, klares Türkis-Grün
Lange Jahre war die Entscheidung für das geringere Übel eine sozialdemokratische Kerndisziplin. Mit dem Eintritt in das rechtsautoritäre Projekt von Sebastian Kurz ziehen die Grünen nun nach.
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VON NATASCHA STROBL
Impeach the Motherf…
Gerade weil Trumps Hetze nicht zur Normalität werden darf, ist das Amtsenthebungsverfahren gegen ihn zu unterst
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VON TYMA KRAITT
Gefährliche Illusionen
Das Verfahren gegen Trump mag moralisch gerechtfertigt sein. Strategisch ist es eine Sackgasse.
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VON LOREN BALHORN
Es rettet uns kein höh’res Gericht
Die Grünen verstecken sich hinter dem Höchstgericht, um sich vor inhaltlichen Entscheidungen und politischer Verantwortung zu drücken.
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VON BENJAMIN OPRATKO
Der lange Schatten der Niederlage
Die Strategie, auf eine Reform der Labour Party zu setzen, war von Beginn an gewagt. Doch selbst nach Jeremy Corbyns Rücktritt ist es unwahrscheinlich, dass die Partei wieder zu einer neoliberalen Austeritäts-Partei wird.
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VON RICHARD SEYMOUR
Alternativen zum Raubbau?
Das Ende der Linksentwicklung in Lateinamerika hat viele Gründe. Alternative Gesellschaftsprojekte verlangen nicht nur veränderte politische Kräfteverhältnisse, sondern auch einen grundlegenden Umbau der Wirtschaft.
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VON ULRICH BRAND