
NUMMER 3
Ein Hauch von Weimar
Am 5. Februar ließ sich der FDP-Mann Thomas Kemmerich mit den Stimmen von CDU und AfD zum Ministerpräsidenten Thüringens wählen. Der Vorgang war unter den handelnden Personen abgesprochen, die Stimmen der extremen Rechten eingepreist. Der Testballon, den CDU und FDP im Freistaat steigen ließen, platzte allerdings schon kurz nach dem Start. Kemmerich musste nach spontanen Demonstrationen (in 15 deutschen Städten) und erheblichen Irritationen (in der eigenen Partei und im Kanzleramt) zurücktreten. Wenn hält, was Rot-Rot-Grün und CDU Ende Februar in Erfurt vereinbart haben, soll Bodo Ramelow von der Linkspartei nun wieder übernehmen.
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KULTUR
Die zwölf Gebote
An dieser Stelle dokumentieren und kontextualisieren wir Beiträge aus fast fünf Jahrzehnten TAGEBUCH. In dieser Ausgabe: Ratschläge eines Autors mit dem Kürzel »R.« für die Künstler im Exil.
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Von »R.«
Wie könnt ihr damit nur durchkommen?
In Sorry we missed you zeichnet Ken Loach das Portrait einer von der Finanzkrise existenziell gebeutelten Familie aus Newcastle, die angesichts prekärer Dienstleistungsjobs
zu zerbrechen droht.
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Von Benjamin Herr
Wilhelm Reichs Solitär
Mehr als 80 Jahre nach ihrem erstmaligen Erscheinen ist Reichs Massenpsychologie des Faschismus soeben in der Originalversion von 1933 neu aufgelegt worden.
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Von Helmut Dahmer
POLITIK
Ein Hauch von Weimar
Am 5. Februar ließ sich der FDP-Mann Thomas Kemmerich mit den Stimmen von CDU und AfD zum Ministerpräsidenten Thüringens wählen. Der Vorgang war unter den handelnden Personen abgesprochen, die Stimmen der extremen Rechten eingepreist. Der Testballon, den CDU und FDP im Freistaat steigen ließen, platzte allerdings schon kurz nach dem Start.
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Von Samuel Stuhlpfarrer
Die Kinder des Vulkans
In Mexiko spricht ein charismatischer Präsident vom »Ende der neoliberalen Epoche«. Ausgerechnet ein bäuerlicher, indigener Widerstand stellt sich gegen dessen Megainfrastrukturprojekt Proyecto Integral Morelos.
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Von Timo Dorsch, Morelos
Eine Gesellschaft ohne Milliardäre
Am 11. März erscheint Thomas Pikettys zweites Monumentalwerk Kapital und Ideologie. Auf mehr als 1300 Seiten versammelt der Ökonom beeindruckendes Zahlenmaterial und radikale politische Vorschläge zur Veränderung der Eigentums- und Machtverhältnisse.
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Von Matthias Schnetzer
Kaufhaus der Verdrängung
René Benkos Signa Holding will aus einem vor sich hindümpelnden Berliner Kaufhaus wieder eine Architekturikone machen. Dagegen regt sich jetzt Widerstand.
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Von Nicolas Šustr, Berlin
Die Mitte, ein Aschehaufen
Politik wird in wohlhabenden Ländern zunehmend zu einem Krieg der Generationen. Wären im Vereinigten Königreich nur Menschen über 65 wahlberechtigt, wäre die Labour Party praktisch ausgelöscht; könnten nur jene unter 25 wählen, hätten die Konservativen keinen einzigen Parlamentssitz mehr.
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Von David Graeber
Aufrüstung durch Erinnern
Die geschichtsrevisionistische Resolution des Europaparlaments, ihr Widerhall in Österreich und ihre wahren Ziele.
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Von Erich Hackl
»Dieses System könnte ganz anders aussehen«
Gabu Heindl ist Architektin, Stadtplanerin und Aktivistin. Ein Gespräch über ihr kommendes Buch Stadtkonflikte, Public-private-Partnerships, das Rote Wien und über eine Definition von Solidarität.
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Tyma Kraitt im Gespräch mit Gabu Heindl
Drei Mieten im Rückstand
Eine 35-jährige weißrussische Mutter, die als 18-Jährige nach Österreich floh, ein von Rheuma geplagter Pensionist, dem jede Menge Versicherungszeiten fehlen, und das Pärchen Alfred und Monika mit Hund Dani. Drei Geschichten über Delogierungen in Wien.
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Von Simon Hadler
DEBATTE
Vereitelter Wandel
Feministische Politik muss sich gegen alle Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten richten.
Und linke Politik muss das auch, will sie eine glaubwürdige Alternative sein.
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Von Lea Susemichel
Der unvermeidbare Kandidat
Mit seinen jüngsten Erfolgen konnte der demokratische Sozialist Bernie Sanders seinen Favoritenstatus
bei den Vorwahlen der Demokratischen Partei festigen.
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Von Tyma Kraitt
Historischer Linksruck
Der republikanische Wahlsieg in Irland wurde zu einem Linksruck, da sich die Sinn-Féin-Wählerinnen bewusst für einen linken Stimmentransfer entschieden.
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Von Dieter Reinisch
Ein Anfang
Um der Unsicherheit an den Finanzmärkten zu entfliehen, sucht sich das Kapital Anlagemöglichkeiten
in den Städten. In Berlin wird dieser Strategie jetzt ein (Mieten-)Deckel aufgesetzt.
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Von Katalin Gennburg
Rechtsextrem, das sind die anderen
Ist die ÖVP eine rechtsextreme Partei? Nein, sagt der Mainstream. Doch die Konservativen haben den Glauben an die Ungleichwertigkeit von Menschen zum zentralen Wert gemacht.
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Von Natascha Strobl
»Partei der exzessivsten Korruption«
Die ÖVP garantiert seit Jahrzehnten die Verwirklichung der Wünsche der wichtigsten Kapitalgruppen. Rassismus und Reaktion gehörten immer schon zu ihrem Repertoire.
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Von Julia Brandstätter