Zauberkasten im Wattenmeer

von Johannes Kaminski

520 wörter
~3 minuten
Zauberkasten im Wattenmeer
Judith Hermann
Daheim
S. Fischer, 2021, 192 Seiten
EUR 21,60 (AT), EUR 21,00 (DE), CHF 29,90 (CH)

Judith Hermanns zweiter Roman Daheim handelt von einer Frau Ende vierzig, die halb wehmütig, halb erleichtert auf eine nie stattgefundene Weltreise zurückblickt, die ihr Leben verändert hätte. Im letzten Moment sagte sie einem Zauberer ab, der sie als zersägte Jungfrau nach Singapur verschiffen wollte. Inzwischen sind zwanzig Jahre vergangen, abgeschlossene Lebensabschnitte haben tiefe Spuren hinterlassen, doch nun meldet sich der Möglichkeitssinn zurück: Diesmal liegt das Ziel in der kargen Landschaft des Wattenmeers. Dort kellnert die Erzählerin im Pub ihres Bruders und bezieht ein einsames Haus, dessen karges Interieur im Kontrast zu den Symbolen und Leitmotiven steht, mit denen hier alles angereichert ist: Ein Riegel wird an der Schlafzimmertür montiert, eine Marderfalle soll den rumpelnden Dachbodenbewohner beseitigen. Eines Nachts springt die versperrte Haustür auf: »Die Nacht vor der Tür war so finster, als wäre das Haus eine Raumstation und die Nacht das All. Ich ging barfuß durch das Laub, es war schauerlich.« Die Zielsicherheit, mit der Hermann solche Stimmungen entwirft, ist atemberaubend. 

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