Eine vielstimmige Chronik
von Martin Reiterer
EUR 24,00 (AT), EUR 24,00 (DE), CHF 33,90 (CH)
In seinem neuen Roman Harte Jahre demontiert Mario Vargas Llosa, gewiss kein Linker oder gar Kommunist, einen folgenschweren Mythos, der die Geschicke etlicher lateinamerikanischer Länder seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelenkt und die Welt darüber in einen Nebel gehüllt hatte. Es war der Mythos einer kommunistischen Gefahr, den Llosa am Beispiel Guatemalas als Präzedenzfall zerrupft. Während die Regierung von Juan José Arévalo, die erste des Landes, die 1945 aus freien Wahlen hervorgegangen war, Gewerkschaften gründen und die Arbeitsbedingungen der Plantagenarbeiterinnen verbessern ließ, sah man bei Großunternehmen wie der United Fruit Company (heute Chiquita) eine Bedrohung der eigenen ausbeuterischen Methoden. »Arévalo möchte aus Guatemala eine Demokratie machen wie in den USA, ein Land, das er bewundert.« Das galt auch für seinen Nachfolger, Präsident Jacobo Árbenz Guzmán. Paradoxerweise war es die Demokratie, die eine Gefahr darstellte – für Unternehmen mit Sitz in den USA wie für die US-Regierung selbst. Eine Intervention gegen ein demokratisches Land wäre zu jenem Zeitpunkt wohl kaum durchgegangen. Doch die Vorspiegelung, Árbenz wolle Guatemala in ein kommunistisches Land verwandeln, wirkte. 1954 wurde unter der Regie der CIA die demokratische Dekade mit einem Putsch beendet. Bittere Jahrzehnte brutaler Gewaltherrschaft folgten.
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