Althusser stellt die alte Frage
von Armin Puller
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Was tun?«, lautet die Grundfrage der politischen Praxis. Als Lenin sie 1902 in seiner gleichnamigen Schrift stellte, implizierte er, dass die Linke nicht einfach passiv auf gesellschaftlichen Wandel hoffen dürfe. Vielmehr solle sie etwas dafür tun. Selbstverständlich war diese Einschätzung schon damals nicht: Bei der deutschen Sozialdemokratie etwa sorgte sie für einige Verwunderung, glaubt(e) man dort doch an die Kraft des evolutionären Wandels.
Etwas zu tun, so sagte Lenin, bedarf stets einer »konkreten Analyse der konkreten Situation« und das sei die »lebendige Seele« des Marxismus. Althussers Buch greift diese Prämisse vordergründig in philosophischer Weise auf. Die gegenwärtige Lage zu analysieren, sei voraussetzungsreich und mancherlei vermeintliche Evidenzen führen in Fallstricke: Bezieht man sich etwa nur auf die Lage und die Erfahrungen der arbeitenden Klassen, verliert man das System aus den Augen, welches die bestehenden Verhältnisse erst hervorgebracht hat (Kapitalismus, Staatsapparate). Deutet man letztere dagegen schlicht als Kampf der Hegemonien, vergisst man die umzuwälzenden Grundlagen, auf denen eine bestehende Hegemonie beruht (Ausbeutungsverhältnisse, Ökonomie).
Althusser betrieb Philosophie jedoch nicht um der philosophischen Spekulation willen, sondern als Eingriff in eine politische Situation. Philosophie war ihm Klassenkampf in der Theorie. Er richtete sich gegen den schönen Schein des humanistischen und des idealistischen Philosophierens, wo es um »den Menschen« an sich, absolute Wahrheiten und das kleine Glück in der Zukunft geht. Der Effekt dieser herrschenden Formen des Denkens hat politische Konsequenzen: Letztlich affirmieren sie die bestehenden Herrschaftsverhältnisse.
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