Die Universität entlässt ihre Aliens

von Barbara Eder

Illustration: LEA BERNDORFER

Mit dem neuen Universitätsgesetz wird die Lehre an Hochschulen einer jungen Reservearmee überantwortet. Für Universitätslektorinnen kommt nach der Befristung das Anstellungsverbot.


952 wörter
~4 minuten

Anton Tantner wird auf der Website der IG, der »Interessengemeinschaft der LektorInnen und WissensarbeiterInnen«, als Kassier angeführt und hat seit Anfang Dezember viel zu tun. Seither liegt dem Nationalrat zur Begutachtung vor, was die türkis-grüne Bundesregierung mit dem Neuentwurf des österreichischen Universitätsgesetzes (UG) 2021 plant. Tantner selbst ist promovierter Historiker und im Universitätsbetrieb ein Exot: Er gehört zu den sechzig Lektorinnen und Lektoren, die ohne zeitliche Begrenzung an der Universität Wien tätig sein dürfen – von insgesamt 1.800, die dort beschäftigt sind. Nur rund drei Prozent der Lehrenden sind entfristet, der Rest bangt von Semester zu Semester um die Bewilligung der Lehrveranstaltungen. Garantie für eine fortlaufende Beschäftigung an der Universität gibt es keine, eine Wiedereinstellungszusage nach den absolvierten sechs Monaten Lehre gilt vielen schon als Privileg – und das, obwohl ein zweistündiger Lehrauftrag unterhalb der Geringfügigkeitsgrenze abgegolten wird und das »Hineinzahlen« in die Vollversicherung den Lehrenden selbst obliegt.

Universitätslektorinnen sind keine Aliens – vom universitären »Mutterschiff« werden sie dennoch zu solchen gemacht. Ihr arbeitsrechtlich unsicherer Status bedingt es, dass essenzielle Informationen nicht ankommen. Da sie nicht zum dauerhaft angestellten Personal zählen, geht der vermeintlich freie Fluss an ihnen vorbei: E-Mail-Adressen werden temporär eingefroren, Arbeitsmittel – darunter auch das für das Corona-bedingte Distance Learning dringend benötigte technische Equipment – von der Institution gar nicht erst zur Verfügung gestellt. Wer an einer österreichischen Universität lehrt, muss zum Selfmademan werden –
und darf sich darüber freuen, wenn sich dies als milde Gabe auf dem Konto zeigt. 

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