Was hat euch bloß so ruiniert?
von Andrea Heinz
EUR 24,70 (AT), EUR 24,00 (DE), CHF 33,90 (CH)
Antworten vielleicht nicht, aber trotzdem so etwas wie Verständnis bringen Ayad Akhtars Homeland Elegien. Im deutschsprachigen Raum ist Akhtar vor allem für sein 2013 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetes Stück Disgraced (Geächtet) bekannt. Es erzählt davon, dass weder Reichtum und Bildung noch Manieren und Erfolg vor Islamophobie, Rassismus und Vorurteilen aller Art schützen. Schon in Geächtet ging es um einen pakistanisch-stämmigen Amerikaner und die Frage, was eigentlich seine »Identität« sei – mit mutmaßlich autobiografischen Zügen, denn auch der Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler Akthar ist das Kind pakistanischer Einwanderer. In Homeland Elegien ist er nun ganz offiziell die Hauptfigur, auch das Theaterstück wird noch mal thematisiert. Trotzdem sollte man den Roman nicht für einen autobiografischen halten, das stellt Akhtar bereits vorab klar. »Ich gehöre zu den Schriftstellern, die Tatsachen verdrehen müssen, um sie desto deutlicher sehen zu können, und bin dieser Neigung auch hier gefolgt. Dies ist ein Roman.«
Dessen Ausgangspunkt sind zwei Ereignisse: der Tod von Akhtars Mutter und die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Homeland Elegien ist zum einen Auseinandersetzung mit Herkunft und Identität, damit, was es heißt, als Muslim in den USA zu leben – erst recht nach 9/11. Zum anderen geht es um die Frage, wie dieses Land zu dem werden konnte, was es ist: schizophren, von Hass und (Selbst-)Zerstörungswut zerfressen. Erzählt wird nicht chronologisch, anhand einiger zentraler Erzählstränge (man erfährt von der frühen Bekanntschaft von Akhtars Vater, einem Arzt, mit Donald Trump, von der Affäre des Erzählers mit einer ebenfalls muslimischen Frau oder davon, wie er selbst zu unverhofftem Reichtum gelangt) werden hier vor allem, klug und essayistisch, Überlegungen zur Psychopathologie der USA aufgefädelt.
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