Politische Parteien sind Beutegemeinschaften. Ihr Führungspersonal rekrutiert sich aus Gewinnern interner Konkurrenzkämpfe. Wem es besser gelingt, kurzlebige Bündnisse zu schmieden, für Aufmerksamkeit und Zustimmung zu sorgen, kommt weiter. Der Rest bleibt auf der Strecke. Was zählt, ist nicht ideologisch-politische Überzeugung, sondern verlockende Versprechen von zukünftigen Vorteilen im Austausch für gegenwärtige Unterstützung. Das gilt für die innerparteilichen Binnenverhältnisse wie für die zu gewinnende Klientel aus dem Umfeld der jeweiligen Partei.
Politische Rhetorik ist im Wesentlichen Bullshit-Bingo: eine Litanei aus Allgemeinplätzen, ein Märchen in einfacher Sprache mit Helden und Bösewichten, das die Zuhörer in freudige Erwartung oder Angstlust versetzt. Das Grundmuster basiert auf Gegensätzen: wir gegen die, Mehrheit gegen Minderheit, die Anständigen gegen die Faulen und Fremden. Der Held offeriert ein Programm, das die einen vor den anderen schützt, für Sicherheit, Wohlstand, Arbeitsplätze und Gerechtigkeit sorgt.
Es ist die Leistung der Politiker, den Wählerinnen den Eindruck zu vermitteln, ihr Leben hinge von der richtigen Regierung ab und die scheinbar aus dem Ruder gelaufene Gesellschaft könne mit ein paar kräftigen Handgriffen wieder ins Lot gebracht werden. Damit dieser Eindruck entsteht, muss die Glaubwürdigkeit des Politikers demonstriert werden. Das wiederum ist die Aufgabe von Umfragen. Medial verbreitete demoskopische Mehrheiten sind der Spiegel an der Wand, in dem die Wähler den Schönsten im Land erkennen sollen. Mehrheit gleich Wahrheit, und Widerstand ist zwecklos.
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