Auge auf Deutschland
von Olja Alvir
Stolze Augen Books ist Deutschlands erster Verlag, der ausschließlich von Black, Indigenous and People of Color (BIPOC) geführt wird. Das Debüt heißt »Texte nach Hanau«.
Der deutschsprachige Buchmarkt wird diverser – davon zeugt ein immer größer werdender Pool an Begriffen, die versuchen, gesellschaftliche Veränderungen abzubilden. Was vor einigen Jahrzehnten noch Gastarbeiter- oder Migrantenliteratur hieß, geht heute nur teilweise in Kategorien wie »postmigrantische Literatur« auf. Der Anteil an Migrantinnen und nicht weißen Personen an den (Belletristik-)Autoren wurde bisher nicht schlüssig statistisch erfasst – was angesichts einer medial diversifizierten Branche auch eine schwierige Aufgabe sein dürfte. Die Trendifizierung von (im weitesten Sinne) migrantischen Texten unterstreicht, dass die Verlagsbranche weder die Inhalte noch die Identitäten der in Deutschland Schreibenden akkurat widerspiegelt.
Aus dieser Situation heraus entstand 2020 ein neuer Verlag, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Migrantinnen, People of Color und anderweitig marginalisierten und rassifizierten Menschen eine Plattform zu bieten – und einen Einstieg in die Literatur zu ermöglichen. Die Idee für Stolze Augen Books kommt, ebenso wie das Gründungsteam, aus dem Umfeld des Kölner Holla-Vereins für intersektionale Gesundheit, einem frei finanzierten Zentrum mit Schwerpunkt auf herrschaftskritischer, antirassistischer und intersektionaler Mädchen- und Frauenarbeit. »Während der Arbeit bei Holla haben wir gemerkt, dass Rassismus-Diskriminierte einen großen Bedarf an Räumen haben, in denen sie sich mitteilen können, ohne rassistisch hinterfragt oder gesilenced zu werden«, erklärt Jamilah Bagdach, Geschäftsführerin des Verlags. Mit dem Preisgeld des internationalen With and For Girls Award, den der Verein 2019 erhielt, wurde der Verlag mit Holla e. V. als Gesellschafterin gegründet.
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