»Damit war mein Schicksal besiegelt«
von Moritz Margulies
Im Sommer 2018 fand Jeanette Mayrhofer-Berger zufällig alte Briefe ihres 1964 verstorbenen Vaters Moritz Margulies. Nun werden sie im Mandelbaum Verlag veröffentlicht. Ein Vorabdruck.
Moritz Margulies wurde 1910 in Czernowitz geboren, einem Zentrum der Bukowina, die bis 1918 zum Habsburgerreich gehörte. Er kam 1927 ins Rote Wien, wo er vom Zionisten zum Kommunisten wurde und der KPÖ beitrat. Als diese 1933 verboten wurde, begann für ihn ein gefährliches Leben im Untergrund: Nach Verhaftung durch die Austrofaschisten, Gefängnis und Entlassung überschritt er mit gefälschten Papieren die Grenze zur Tschechoslowakei und sollte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in vielen Ländern im Untergrund gegen die Nazis tätig sein. Er kam von einem Internierungslager ins nächste; 1944 gelang ihm die Flucht aus einem Viehwaggon, der aus Frankreich in ein Konzentrationslager unterwegs war, woraufhin er sich über Paris bis Jugoslawien durchschlug, um mit dem Zweiten Österreichischen Bataillon der Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee in Wien einzumarschieren. Nach der Befreiung Wiens war er, wie viele KP-Kader, die überlebt hatten, bei der Polizei; verheiratet war er mit der Widerstandskämpferin Ida Margulies. 1957 gelangte er durch einen Zufall an die Adresse eines Kindheitsfreundes, den er 30 Jahre lang nicht mehr gesehen hatte. Ihm, Max Kastner, erzählte er von da an in Briefen von seinem Leben.
Clemens Berger
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