Zwischen Çay und Schild
von Sitara Thalia Ambrosio
Im Schatten des Ukraine-Kriegs greift das NATO-Mitglied Türkei seit Monaten kurdische Gebiete im Norden des Irak an. Ein Fotoessay.
Bei fast 40 Grad im Schatten knallt die Sonne vom Himmel. Kurdische Musik tönt aus den Lautsprechern des Autoradios, es gibt Çay und Sonnenblumenkerne für die europäischen Aktivistinnen. Anfang Juni reist eine internationale Delegation in die Autonome Region Kurdistan im Norden des Irak. Ihr Ziel ist es, Aufmerksamkeit für die Angriffe des NATO-Mitglieds Türkei in der Region zu schaffen – und für den Widerstand dagegen.
Ihre Reise führt die Aktivisten dabei auch in die Kandil-Berge, einen der wichtigsten Rückzugsorte der PKK, die in zahlreichen Ländern als Terrororganisation eingestuft wird. Das rund 50 Quadratkilometer große Gebiet ist nach den Prinzipien des Demokratischen Konföderalismus organisiert – ein Konzept Abdullah Öcalans, das auch in den nordsyrischen Gebieten von Rojava als politisches Leitkonzept gilt. Seit 1992 greift die Türkei die Region immer wieder militärisch an. Offiziell zielt das türkische Militär auf Standorte der PKK. Bei den Angriffen kommt es aber auch regelmäßig zu zivilen Opfern. Lokale Aktivistinnen erzählen, dass die hier dominanten kurdischen Parteien, die Demokratische Partei Kurdistans (PDK) und die Patriotische Union Kurdistans (PUK), mit dem türkischen Staat kollaborierten. Deshalb organisieren kurdische Jugendliche vor Ort immer wieder Proteste. An zwei dieser Demonstrationen beteiligen sich auch die Aktivisten der internationalen Delegation. Und beide Male verhindern Sicherheitskräfte der Autonomen Region die Versammlungen. Mit Schutzausrüstung und Schilden versperren Polizisten den Weg.
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