Andreas Pavlic | Du bist seit knapp drei Jahren in der Interessengemeinschaft der 24-Stunden-Betreuerinnen (IG24) aktiv. Wie kam es eigentlich zur Gründung der IG24, und worin bestehen eure Aktivitäten?
Anna Leder | Die Betreuerinnen haben sich schon seit vielen Jahren selbst organisiert. Aufgrund fehlender effizienter Interessenvertretungen und Beratungsstrukturen haben die verschiedenen Communitys damit begonnen, vor allem über soziale Medien wie Facebook oder Messenger-Dienste einander zu beraten und zu unterstützen. Mit Beginn der Pandemie haben die Probleme dann nochmal enorm zugenommen, und die öffentliche Wahrnehmung ist gestiegen. Das war der Zeitpunkt, an dem Aktivistinnen aus verschiedenen Zusammenhängen systematisch die Zusammenarbeit mit den Communitys gesucht haben. Dazu gehörte, erstsprachliche Beratungsstrukturen aufzubauen, Lobbying-Arbeit zu beginnen, eine Unterstützungsgruppe zu initiieren und die Forderungen der Betreuerinnen in die Öffentlichkeit zu tragen.
Seit Herbst 2020 ist die IG24 als Verein organisiert, wobei wir uns als Dachorganisation der einzelnen Communitys verstehen. Derzeit sind überwiegend rumänische, slowakische und bulgarische Kolleginnen bei uns organisiert. Wir arbeiten ehrenamtlich und verlangen bewusst keine Mitgliedsbeiträge. Notwendige Ausgaben werden durch Spenden und laufende Projekte finanziert. Eines davon ist »Care4care«, bei dem es um sozial sichere Arbeitsbedingungen geht und das wir in Zusammenarbeit mit der feministischen Migrantinnenorganisation LEFÖ betreiben. Ein weiteres ist »Unsere Arbeit, unsere Rechte«, ein über den Digitalisierungsfonds der Arbeiterkammer finanziertes, mehrsprachiges Aufklärungsprojekt. Im Moment steht neben der Alltagsarbeit die Vorbereitung eines Musterprozesses gegen die Scheinselbstständigkeit im Mittelpunkt unserer Tätigkeit, und in Zukunft wollen wir uns auch dem Aufbau einer Sozialgenossenschaft widmen.
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