Im siebten Jahr des Trojanischen Krieges – er dauerte vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zum frühen zwölften Jahrhundert v. Chr. – kämpft auf beiden Seiten eine Generation von Kriegern, die den unmittelbaren Anlass der Feindseligkeiten nicht erlebt, geschweige denn verinnerlicht hat. Bestenfalls als dunkle Erinnerung ist bewahrt, dass alles begann, weil Helena, die Ehefrau des Sparta-Königs Menelaos, durch den Trojaner-Prinzen Paris geraubt wurde.
Aber gerade Kriege, die in die Jahre kommen und sich zu überleben drohen, müssen gewonnen werden. William Shakespeare hat das in seinem Drama Troilus und Cressida, verfasst 1602, mit den Szenen und Gesprächen aus den Heerlagern beider Seiten zum Ausdruck gebracht. Er legt Griechen und Trojanern die gleichen Parolen in den Mund, geeignet, das Patt auf dem Schlachtfeld durch Rhetorik zu kompensieren, durch Floskeln und philosophische Finten, das allzeit geschätzte Lavieren zwischen Wahrheit und Wahrscheinlichkeit. Es wird allenthalben viel Ideologie produziert, um die Schlachten und das Schlachten in Gang zu halten. Der verbale Aufputz konterkariert die Niedrigkeit des Krieges keineswegs. Im Gegenteil, er ist ihr angemessen und lässt in seiner frivolen Anmaßung verstehen, weshalb niemand den Krieg voreilig dem Frieden opfern will.
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