Woanders ist das Meer
von Andrea Heinz
EUR 21,00 (AT), EUR 21,00 (DE), CHF 28,90 (CH)
Kleine Mädchen wollen Prinzessinnen sein. Das ist nicht schön, aber auch nicht neu. In Carolina Schuttis Meeresbrise hat diese Imagination aber eine ungleich größere Dringlichkeit: Die Mädchen nicht näher bestimmten Alters wachsen in den späten 80er-Jahren irgendwo auf dem Dorf auf, und außer ihnen und ihrer Mutter ist dort niemand der Meinung, dass sie auch nur annähernd adeliger Abstammung sein könnten. Der Erzeuger der einen war angeblich Maler und hat sich von einer Brücke gestürzt, die andere ist das Ergebnis einer Vergewaltigung. Aber wer nun wessen Vater war, darüber haben die Schwestern so oft gestritten, dass sie gar nicht mehr wissen, welcher nun zu welchem Kind gehört, ob es überhaupt je Väter gab. Im Kinderlexikon, einem ihrer größten Schätze, findet sich ein solches Wort jedenfalls nicht. Also muss man es – zwischen Vanille und Veilchen – irgendwie hineinschummeln: »Der Vater ist ein Mensch. Er gehört zu den Erdenbewohnern. Man hat Väter, um von den anderen nicht verspottet zu werden.«
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