Bildungshürden

von Matthias Schnetzer

DATENDRANG #4 | Die Baustelle Bildungssystem


247 wörter
~1 minuten

Dieser Tage enden für mehr als 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche in Österreich die Ferien und ein neues Schuljahr beginnt. Doch das Bildungssystem ist weiterhin eine große Baustelle und hinkt in vielen Bereichen den veränderten gesellschaftlichen Realitäten hinterher: vom mangelnden Angebot an Ganztagesschulen über die stark kritisierten Deutschförderklassen bis zu der frühen Selektion in getrennte Bildungswege. Das Bildungswesen (re-)produziert sozioökonomische Ungleichheiten.

Daten der Statistik Austria belegen eine hohe intergenerationelle Bildungspersistenz, also eine starke Abhängigkeit der Bildungschancen der Kinder von ihrem Familienhintergrund. Lediglich sieben Prozent jener Kinder, deren Eltern höchstens einen Pflichtschulabschluss haben, absolvieren eine Universitätsausbildung. Unter Kindern von Eltern mit Lehrabschluss sind es gerade einmal 16 Prozent. Bei Kindern aus Akademikerhaushalten sind es hingegen ganze 58 Prozent. Die Bildungsvererbung zeigt sich auch in anderen Daten: Eltern mit Pflichtschulabschluss haben viermal so oft Schwierigkeiten, ihre Kinder beim Lernen zu unterstützen, wie Eltern mit Universitätsabschluss. Bei Bildungsstandardüberprüfungen schneiden Kinder mit geringem formalen Bildungshintergrund signifikant schlechter ab – in Mathematik entspricht der Nachholbedarf gegenüber Kindern aus Akademikerfamilien unter Neunjährigen schon drei Schuljahren.

Vorschläge zur Reduktion von Ungerechtigkeiten gibt es viele: gemeinsame Schule statt früher Selektion, ganztägige Betreuung in der Bildungseinrichtung statt ungleicher Lernbedingungen zu Hause, bedarfsorientierte Schulfinanzierung mit zusätzlichen Mitteln für Standorte mit großen sozialen Herausforderungen. Selbst wenn rasch Maßnahmen gegen Bildungsungerechtigkeiten ergriffen würden, für viele Kinder im nun beginnenden Schuljahr kämen sie wohl zu spät.

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