Die bloßen Zahlen zur Vermögenskonzentration in Österreich wären eigentlich schon ausreichend, um die Frage nach der Berechtigung einer Steuer auf sehr große Vermögen zu beantworten. Das reichste Prozent besitzt fast 40 Prozent des privaten Vermögens im Land, die 49 Milliardäre Österreichs sind geschätzte 184 Milliarden Euro reich. Die Hälfte der Bevölkerung teilt sich dagegen weniger als drei Prozent des Vermögens. Starke Argumente für eine angemessene Vermögensbesteuerung sind aber auch die mangelnde Gerechtigkeit im Steuersystem sowie die verheerenden Folgen der Reichtumskonzentration für Wirtschaft, Gesellschaft und Klima.
Empirisch sind die negativen Konsequenzen von Überreichtum in dieser Hinsicht ausreichend belegt: demokratiegefährdender Einfluss durch Lobbying und Parteispenden, diskursive Macht durch Besitz von Medien, Begünstigung von Partikularinteressen in Wirtschafts- und Sozialpolitik, Beschleunigung der Klimakrise durch Konsum- und Mobilitätsverhalten, langfristige Verfestigung sozialer Privilegien durch Erbschaften und vieles mehr. Es wundert also nicht, dass Parteien und Denkfabriken im Naheverhältnis zu Vermögenden derzeit alle Register im Kampf gegen ohnehin moderate Vorschläge für eine Millionärssteuer ziehen.
Der bekannte Verteilungsforscher Thomas Piketty hat in Kapital und Ideologie (2019) überzeugend dargelegt, dass soziale Ungleichheit kein unausweichliches Schicksal ist, sondern ideologisch legitimiert und politisch administriert wird. Weder exorbitanter Reichtum einiger noch die Armut zu vieler sind alternativlos. Zudem können die beiden Extreme der Verteilung, Überreichtum und Armut, wirtschaftspolitisch verknüpft werden, indem die Mittel aus einer Vermögensteuer etwa zur Abschaffung von Kinderarmut eingesetzt werden.
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