»Ich schreibe Dir einen Brief u. weiß eigentlich nicht warum. Ich bin aber bestimmt nicht der einzige Mensch, der am 2. Sep dieses Jahres etwas tut u. nicht weiß weshalb u. warum, bloß um sich zu beruhigen. Sag Papa gibt es keine Möglichkeit mehr um die Mutti rauszukriegen, wirklich keine?« Mit diesen Worten beginnt die damals 14-jährige Eva Kollisch am 2. September 1939 – am Tag, nachdem mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg begonnen hatte – einen Brief an ihren Vater. Sie und ihre beiden Brüder waren wenige Wochen zuvor mit einem Kindertransport aus Österreich entkommen. Diese Rettungsaktion ermöglichte es 1938 und 1939 etwa 10.000 Kindern, vor der NS-Verfolgung in ihren Herkunftsländern nach Großbritannien zu fliehen. Allerdings mussten sie unbegleitet, ohne ihre Eltern, ausreisen. Evas Vater war es ebenfalls gelungen, England zu erreichen, während ihre Mutter zunächst in Österreich festsaß und schließlich in die Niederlande ausreisen konnte. Erst im Jahr darauf konnte die Familie in den USA wieder zusammenleben.
Jetzt weiterlesen? Das sind Ihre Optionen.
DIESE AUSGABE
KAUFEN
Jetzt kaufen
JETZT
ABONNIEREN
Zu den abos
Ihre Spende für kritischen Journalismus
Linker Journalismus ist unter Druck. Zumal dann, wenn er die schonungslose Auseinandersetzung mit den herrschenden Verhältnissen profitablen Anzeigengeschäften vorzieht. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie es uns, kritische Berichterstattung auch angesichts steigender Kosten in gewohnter Form zu liefern. Links und unabhängig.