Sie sind vollbepackt mit Hand- und Einkaufstaschen, die Frauen, die in der Computersimulation das Wiener Nobelkaufhaus »Lamarr« innen wie außen bevölkern. Lachende junge Frauen in legerer Sommerbekleidung. Zahlungskräftige weiße Frauen, hie und da finden sich auch People of Color – divers liegt ja im Trend. Das weiß man auch in Architekturbüros. Sie shoppen, sie telefonieren, sie haben Kinder an ihrer Seite, die Frauen, die im Rendering des Bauprojekts von René Benkos Signa in der Mariahilfer Straße als Staffage dienen. Jetzt säumen sie den Bauzaun beziehungsweise die Repräsentationsflächen, die den Passantinnen und Passanten auf der Mahü Lust auf den Luxury Department Store machen sollen. Doch ebendort herrscht seit Monaten Stillstand. Keine Bautätigkeit, keine Arbeiter, nur verlassene Betongerippe.
Securitypersonal bewacht das Areal. Und die Hochglanz-Renderings der Konsumismus-Szenen werden zunehmend vom Staub und Schmutz der Straße bedeckt. Dreck auf den Menschen, die niemals aus Fleisch und Blut waren. Manche der eher versteckten Nebenfiguren wirken fratzenhaft. Kapitalismuszombies. Als-ob-Menschen einer idealisierten Welt der Wirtschaft. Männliche Anzugträger, die mit einem Coffee to go in der Hand dozieren, andere, die in Begleitung attraktiver Frauen im geplanten Hotelkomplex einchecken, wieder andere – jung und dynamisch –, die am Laptop Business machen. Die Tische für ein Festmahl im Shopping-Tempel sind reich gedeckt, die semitransparenten Bauzaunplanen geben zudem den Blick auf die Realität frei: Rohbautristesse. An der Adresse Mariahilfer Straße 10–18 stoßen Realität und Imagination, Sein und Schein brutal aufeinander. Protz und Pleite. Auf einer der simulierten Einkaufsidyllen steht ein gesprayter Kommentar zu lesen: »Danke Benko«.
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