Beate Gütschow:
Extraktive Gewalt

von Margit Neuhold

»Bilder der Auseinandersetzung« 3|2024. In Zusammenarbeit mit »Camera Austria International«.

Wie kann man als Künstlerin mit einer erweiterten fotografischen Praxis zur Klimakrise arbeiten? Wie lässt sich auf die Dringlichkeit hinweisen und zum Handeln auffordern, ohne das mediale Katastrophennarrativ fortzuschreiben? Lassen sich mit Kunst strategische Veränderungen für die Zukunft in Betracht ziehen? So ähnlich könnten die Fragen lauten, die Beate Gütschow zu ihrem jüngsten Werkkomplex Widerstand, Flut, Brand, Widerstand (seit 2021) antrieben, in dem sie die Auswirkungen der menschengemachten Klimakrise in Deutschland fotografisch untersucht und sie in persönlichen Texten Einblicke in die Arbeit unterschiedlicher Klimaprotestbewegungen gibt.

Seit 2021 war Gütschow immer wieder in Lützerath, dem Ort des Kohletagebaus Garzweiler II. Die Entscheidung des Energieversorgers RWE, dort weiterhin Kohle abzubaggern, ist ein Faktor von vielen, die das bei der UN-Klimakonferenz 2015 festgelegte 1,5-Grad-Ziel in weite Ferne rücken lassen. Steigende Emissionen und damit verbundene Formen extraktiver Gewalt ziehen katastrophale Klimazusammenbrüche wie Flächenbrände, Dürren, Hitzewellen, Superstürme und Überschwemmungen nach sich. Die hier ausgewählten Schwarz-Weiß-Fotografien aus dem Ahrtal zeigen eine von den Wassermassen abgetragene Schnellstraßenauffahrt, einen mit Absperrband umwickelten, mächtigen Baumstumpf und eine Behelfsbrücke. Eine weitere Aufnahme zeigt versengte Baumstämme im Waldbrandgebiet um Falkenberg/Elster in Brandenburg. Diesen Landschaftsaufnahmen stehen Bilder aktivistischen Engagements oftmals mit Bannerbotschaften gegenüber.

Im begleitenden Text schreibt Beate Gütschow auch vom Herausbilden eines kolonialen Naturverständnisses im globalen Norden und der damit einhergehenden Verflechtung der Klimakrise mit Rassismus: Obwohl die Klimagerechtigkeitsbewegung eine Errungenschaft des globalen Südens ist, wird sie primär als von weißen Menschen ausgehend wahrgenommen, BIPoC-Menschen machen hingegen auch in diesem Zusammenhang oftmals Rassismuserfahrungen. Bis zum 23. Juni 2024 ist dieser eindrucksvolle Werkkomplex in der gleichnamigen Ausstellung im Foto Arsenal Wien im Rahmen der Klima-Biennale zu sehen.

Alle Bilder aus der Serie: Widerstand, Flut, Brand, Widerstand, seit 2021. Plakatdruck, Maße variabel. Courtesy: Produzentengalerie Hamburg. Copyright: die Künstlerin und Bildrecht Wien, 2024.
 
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