Prahlerei auf hoher See

von Laleh Khalili

Illustration: Dani Maiz

Luxus-Yachten stehen für extreme soziale Ungleichheit und zeigen die Vorliebe der Superreichen für exklusive Rückzugsorte. Ein Blick in die Parallelwelt der schwimmenden Paläste und ihrer Eigentümer.


3175 wörter
~13 minuten

Einem begeisterten Fotoessay zufolge, der 1969 in der Zeitschrift Life erschienen ist, war Prinz Karim Aga Khan ein »von vielen bloß als Playboy abgeschriebener, unverschämt wohlhabender junger Mann«. Zu überzeugen wusste Khan seine Kritiker erst mit einer Geschäftsidee: einem riesigen Immobilienprojekt auf Sardinien. Während er nämlich mit einer seiner vielen Yachten über das Mittelmeer segelte, verliebte er sich in die vom Wind gezeichneten Granitküsten, die rosafarbenen Sandbuchten und das samtgrüne Wasser Sardiniens. Und so kaufte Aga Khan gemeinsam mit einigen befreundeten Investoren kurzerhand einen 61 Kilometer langen Küstenstreifen und 13.000 Hektar Land von den Töchtern der Bauern der Gegend (die Söhne erbten stattdessen das fruchtbarere Land im Landesinneren). Sie engagierten fünf Architekten und bauten einen Ferienort, Porto Cervo, der über das Meer leichter zu erreichen war als über Straßen. Die Küste selbst nannten sie Costa Smeralda: Smaragdküste.

Das erste Gebäude, das in Porto Cervo errichtet wurde, war das des Yacht Club Costa Smeralda, später zog er in einen Yachthafen hinter einem eigens errichteten Wellenbrecher um. Der heute 87-jährige Aga Khan steht immer noch dem Vorstand vor und überwacht die jährlichen Regatten des Yacht Club, die von Rolex, Armani und anderen Luxusmarken gesponsert werden. Er selbst besitzt gleich mehrere Superyachten, die alle nach seinen Lieblingsrennpferden benannt sind. Der Stolz der Flotte ist die Alamshar, deren Bau schätzungsweise 200 Millionen Pfund gekostet hat. Angetrieben von sechs Gasturbinenmotoren sollte sie eigentlich eine Höchstgeschwindigkeit von 65 Knoten erreichen, doch die Boulevardpresse amüsiert sich über die Tatsache, dass sie aufgrund technischer Probleme auf »nur« 45 Knoten kommt – was allerdings immer noch doppelt so schnell ist wie ein kommerzieller Frachter.

Aga Khans Yachten liegen diskret auf verschiedenen Kontinenten vor Anker. Sie tauchen regelmäßig auf den Seiten von Yachtmagazinen auf, wobei der Name des Eigentümers häufig verschwiegen wird. Informationen darüber lassen sich freilich dennoch finden, etwa im britischen Branchenheft für Mode und Lifestyle Tatler oder in den Onlineforen ismailitischer Muslime (einer schiitischen Glaubensgemeinschaft, die in nahezu allen islamischen Ländern verbreitet ist, Anm.), die darüber verärgert sind, dass sie mit ihren Steuern für den extravaganten Lebensstil eines Mannes aufkommen müssen, der sowohl ihr religiöser Führer als auch der Nachfahre eines von der iranischen wie der britischen Monarchie geadelten Aristokraten ist.

Während Aga Khan Motoryachten bevorzugt, besitzt ein anderes Vorstandsmitglied des Yacht Club in Sardinien, der sizilianische Anwalt Salvatore Trifirò, eine prächtige 33-Meter-Segelyacht namens Ribelle – allerdings steht die Yacht steht seit vergangenem August für 16,5 Millionen Euro zum Verkauf. Ihr Rumpf aus Kohlefaser und Titan wurde im Vereinigten Königreich entworfen und in einer niederländischen Werft gebaut. Das Design der Inneneinrichtung aus Teakholz und Kupfer stammt wiederum aus Paris. Die Yacht, die für gewöhnliche Fahrten genauso geeignet ist wie für Rennen, hat bereits eine Regatta, den Maxi Yacht Rolex Cup, gewonnen. Außerdem hat sie gleich mehrere Preise für ihr Innen- und Außendesign eingeheimst. Dass es im Internet so viele Fotos von ihr gibt, verwundert eigentlich. Die Besitzer von Superyachten sind üblicherweise nicht darauf aus, den Fotografen ihre privaten Wohnräume zu öffnen, weswegen wir uns meist mit Schnappschüssen von geschwungenen Treppen, Ludwig-XV.-Möbeln und Marmorteilen begnügen müssen – Multimilliardäre haben in der Regel keinen guten Geschmack.

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