Lisa Heuschober | Parallel zu Küchengespräche mit Rebellinnen habt ihr – Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik, Lisbeth N. Trallori und du – ein Buch geschrieben: Der Himmel ist blau. Kann sein. Es versammelt Interviews mit 27 Widerstandskämpferinnen, von denen vier in den Film Einzug hielten. Ende letzten Jahres wurde das Buch neu aufgelegt, heuer feiert euer Film einen runden Geburtstag. Wie hat sich die Notwendigkeit für kritische Erinnerungsarbeit in diesen 40 Jahren verändert?
Karin Berger | Als die Küchengespräche und Der Himmel ist blau. Kann sein. erschienen sind, war das Sprechen über Widerstand von Frauen etwas vollkommen Neues. Sowohl der Film als auch das Buch sind breit rezipiert worden. Bei der Präsentation im Filmhaus Stöbergasse war das Kino bummvoll, viele Leute sind auf dem Boden gesessen, das dürfte man jetzt wahrscheinlich gar nicht mehr. Damals erschien uns das wie eine Explosion, wie ein Aufwind: Wir haben geglaubt, wir werden die Gesellschaft ändern, da gab es keinen Zweifel daran. Dieses Lebensgefühl hat bei mir dann Ende der Neunziger aufgehört, als ich gemerkt habe, dass es keineswegs so weitergeht, wie wir geglaubt hatten.
Heute stehen wir vor reaktionärer und extrem rechter Politik und deren Gefahren. Wie wir die Stimmen der Frauen zu dieser Gegenwart in Beziehung setzen können, ist für mich eine zentrale Frage. Wo können wir Verbindungsfäden knüpfen? Das Wissen um ihre unbeugsamen Haltungen und um ihre Nichtkorrumpierbarkeit klingt in ihrem Erzählen immer wieder durch, das möchte ich gern weitergeben. Die Frauen sind einfach immer wieder großartig. Wenn ich da in unsere Materialien reinschaue, auch in die, die wir nicht verwendet haben, begeistern sie mich immer wieder in ihrer erzählerischen Kraft. Und bei der Suche nach Praxen für den Widerstand, die ich heute wieder verstärkt wahrnehme, lässt sich in diesen Erzählungen vieles finden – auch wenn die Bedingungen heute andere sind.
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