Selbsternannte Bankiers
von Sebastian Schmidt
EUR 12,95 (AT), EUR 12,00 (DE), CHF 18,90 (CH)
Der französische Anthropologe Marc Augé definierte Nicht-Orte als urbane Räume, die zwar von Menschen geschaffen sind, jedoch keine explizite Funktion haben und aufgrund hoher Fluktuation nicht oder nur selten beachtet werden. Ein Beispiel hierfür wären Nischen an Bahnhofsplätzen, Autobahnen oder bestimmte Orte einer Shoppingmall. Patrick Holzapfel schreibt in seinem Debütroman Hermelin auf Bänken auf 166 Seiten gegen dieses Phänomen an.
Der namenlose Protagonist des Buches lebt und studiert in Wien und trifft eines Tages auf einen in Hermelin gekleideten Obdachlosen, einen Sandler, dem er folgt, bis er sich schließlich neben ihm auf einer Bank niederlässt. Der Mann imponiert ihm, lehrt ihn in diesem einzigen Zusammentreffen das »Bankieren«, wie es heißt. So sitzen sie »wie zwei Könige, die sich verstecken«, und es tut sich die Frage auf, wovor.
Fortan läuft der Protagonist durch den neunten Bezirk Wiens auf der Suche nach dem Mann, von dem er so viel gelernt hat. Findet er eine Bank, setzt er sich für unterschiedlich lange Zeit darauf. Dabei wird jede Sitzgelegenheit eingehend betrachtet, ihre Eigenschaften beschrieben, die Verweildauer katalogisiert. Dann erst lesen wir die sich entspinnenden Gedanken des Erzählers, prosaische Mini-Geografien des selbsternannten Bankiers.
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