Ende Juli dieses Jahres machte die Journalistin Aya Velázquez die vollständig entschwärzten Protokolle des Krisenstabs des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI) der Öffentlichkeit zugänglich. Die Dokumente sollen zuvor von einem ehemaligen Mitarbeiter des RKI geleakt worden sein. Der Krisenstab war während der Covid-19-Pandemie Anfang 2020 eingerichtet worden. Bei den Protokollen handelt es sich um interne Dokumente von mehr als 2000 Seiten, die den Zeitraum von Jänner 2020 bis April 2021 umfassen. Die Unterlagen waren zuvor als Verschlusssache eingestuft worden. Ihre Veröffentlichung führte in der Folge zu heftigen Debatten über die politische Einflussnahme auf das RKI. Die Dokumente belegen nämlich, dass die Maßnahmen der deutschen Regierung während der Pandemie teilweise nicht im Einklang mit den Empfehlungen des RKI und dessen wissenschaftlichen Grundlagen getroffen wurden. Konkret betrifft dies die Notwendigkeit von Lockdowns, Schulschließungen, Maskenpflicht, Impfungen und Informationen über Impfnebenwirkungen.
Die Enthüllungen zeigen, dass manche kritische Haltung gegenüber den Maßnahmen aus wissenschaftlicher Sicht durchaus berechtigt und die vorschnelle Diskreditierung von Personen, deren Kritik an der Regierung mit den Positionen des RKI übereinstimmte, ungerechtfertigt war. Im Nachhinein stellte sich also als falsch heraus, alle von der Regierung abweichenden Meinungen pauschal als pseudowissenschaftliche Erzählungen, Fehl- und Desinformation, Verschwörungsmythen und Fake News zu diffamieren. Die Veröffentlichung der Protokolle hat all jene gesellschaftlichen und politischen Kräfte gestärkt, die den Corona-Maßnahmen skeptisch bis ablehnend gegenüberstanden. Darüber hinaus hat der Fall Fragen zum Verhältnis von Politik, Wissenschaft und Medien aufgeworfen und die Diskussion darüber, was Fakt und was Fake ist, weiter angeheizt.
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