Begehren und Aufbegehren

Elf Erzählungen enthält Leckermäulchen der kroatischen Autorin Asja Bakić, das kürzlich als zweiter Erzählband im Verbrecher-Verlag erschienen ist und irgendwo zwischen Ljudmila Petruschewskaja und Kathy Acker stehen könnte: In »Mama« halluziniert der seiner Mutter in hündischer Untergebenheit dienende Ivor darüber, mit seiner Erzeugerin zu schlafen. Andere Frauen interessieren ihn nicht. Eines Tages aber verwandelt sich die Figur der Mutter in seinen Träumen in ein mädchenhaftes Raubtierwesen mit Hörnern, das der Student auch im echten Leben sieht. Sein Traum bleibt unerfüllt, die Geschichte endet damit, dass die Mutter ihm gesteht, dass er adoptiert ist. Und wir beginnen nicht erst an solcherlei Stellen, unser meist in der Schulzeit angeeignetes Wissen über das Unterbewusstsein oder die Stücke von Sophokles wieder hervorzukramen.