Handelsflaute

von Matthias Schnetzer

Illustration: Lou Kiss

DATENDRANG #15 | Wie steht es um den österreichischen Außenhandel?


277 wörter
~2 minuten

Österreich droht 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge. Die Investitionen sind zurückhaltend, beim Konsum herrscht Flaute, und die öffentliche Hand ist von engen Fiskalregeln geknebelt. Und auch aus dem Ausland ist derzeit kein Konjunkturimpuls zu erwarten, denn die Weltwirtschaft ist von geopolitischen Krisen, Handelskriegen und systemimmanenten Widersprüchen gebeutelt. Die jüngsten Daten zum österreichischen Außenhandel zeichnen ein ernüchterndes Bild.

Zwar verbuchte Österreich 2024 erstmals seit 16 Jahren wieder eine positive Handelsbilanz, die Warenexporte überstiegen die Importe um etwa 1,7 Milliarden Euro. Allerdings beruht dieser Überschuss nicht etwa auf dem Erfolg der heimischen Exportindustrie, sondern schlichtweg auf der Tatsache, dass die Importe mit 6,7 Prozent deutlich stärker einbrachen als die Ausfuhren mit minus 4,9 Prozent. Die Güternachfrage ist also nicht nur hierzulande, sondern international schwach. Zwei Drittel der Exporte aus Österreich verbleiben innerhalb der Europäischen Union, wobei Deutschland der mit Abstand wichtigste Außenhandelspartner und Abnehmer von fast 30 Prozent der Ausfuhren im Wert von 57 Milliarden Euro ist.

Der zweitwichtigste Absatzmarkt sind die USA. Österreichische Waren im Wert von 16 Milliarden Euro wanderten westwärts über den Atlantik, mehr als doppelt so viel wie in die Gegenrichtung. Dass US-Präsident Donald Trump die Einführung hoher Zölle neuerdings nicht mehr nur als protektionistische Maßnahme, sondern als geopolitisches Druckmittel einsetzt, könnte somit auch für Österreich Folgen haben. Kritik an Trumps erratischer Zollpolitik heißt jedoch nicht blinde Befürwortung jeglicher Freihandelsabkommen. Denn solche Abkommen beinhalten oft nicht nur die Beseitigung von Zollschranken, sondern auch den Abbau von Produktionsstandards, Arbeitsrechten und Schutzklauseln, wie der bekannte Ökonom Dani Rodrik schon 2018 in seinem vielbeachteten Artikel »What Do Trade Agreements Really Do?« darlegte.

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