Anatomie der Revolution

Es ist wohl das unwahrscheinlichste, morbideste, charmanteste Paar seit Harold und Maude, das Christine Wunnicke in ihrem wunderbaren neuen Roman Wachs durch das Paris der Französischen Revolution begleitet: Marie Biheron, deren Leidenschaft die Anatomie ist und die zu ihrem 14. Geburtstag ihre erste Leiche bekommt, und die gut 20 Jahre ältere Madeleine Basseporte, die so schön ist, dass sie ihr Gesicht hinter einem Schleier verbergen muss, und eine begnadete Pflanzenmalerin ist. Beide basieren auf realen Figuren: Die 1719 in Paris geborene Marie Marguerite Bihéron erlangte mit ihren exakten anatomischen Wachspräparaten internationale Berühmtheit, begeisterte damit gekrönte Häupter auf der ganzen Welt genauso wie Benjamin Franklin oder Denis Diderot, der sich in ihren Veranstaltungen in die Grundlagen der Anatomie einweisen ließ. Historisch verbürgt ist, dass sie bei der 1701 geborenen Madeleine Françoise Basseporte Illustration studierte. Basseporte wiederum war als Malerin und Kupferstecherin bis hinauf zum König geschätzt.