Bodenständige Revolte

von Martin Birkner

Die Bewegung »Aufstände der Erde« erprobt in Frankreich die Revolution auf dem Land. In einem Buch reflektieren die Aktivist:innen ihre militanten Strategien zur Rettung des Planeten.

Für einen bodenständigen Kampf«, lautet ein Teil des ersten Abschnittstitels von Erste Beben. Das klingt zunächst furchteinflößend, lässt es doch an faschistische Fantasien oder die Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis denken. Davor steht allerdings: »Mit der Ökologie ernst machen«. Was die »Soulèvements de la Terre«, zu Deutsch »Aufstände der Erde«, in ihrem Buch darlegen, wird diesem Selbstanspruch gerecht und holt dabei den Begriff des »Bodens« nach links.

Die Bewegung entstand 2021 in Frankreich, wo es traditionell starke linke Kräfte auf dem Land und dementsprechende Auseinandersetzungen gibt. Viele dieser Kämpfe drehen sich um den Boden, die »Erde«: Kämpfe gegen die staatlich-kapitalistische Umnutzung von Agrarland durch Großprojekte wie Kraftwerke oder Flughäfen (allen voran die besetzte ZAD Notre-Dame-des-Landes); aber auch inner-landwirtschaftliche Konflikte zwischen kleinen bzw. mittleren Bäuer:innen und dem, was die Aktivist:innen »Agrarfabriken« nennen. In den letzten Jahren spitzt sich die Auseinandersetzung anhand der sogenannten Mégabassines zu: große Wasserbecken, die den Agrarfabriken eine Bewässerung ihrer Monokulturen auch in Zeiten akuter Wasserknappheit erlauben. Gespeist werden die Becken aus Flüssen oder dem Grundwasser, dessen Spiegel durch das massive Abpumpen sinkt und die kleinen Höfe auf dem Trockenen sitzen lässt. Nicht ganz ungewollter Nebeneffekt: Tausende kleinbäuerliche Betriebe geben auf, und die freiwerdenden Flächen werden vom Agrarkapital einverleibt. Ökologische Anbaumethoden, Biodiversität und Nahrungsmittelvielfalt bleiben auf der Strecke.

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