Rankings versus Realität
von Jannik Eder
Wien gilt als lebenswerteste Stadt der Welt – und als eine der unfreundlichsten. Wie geht das zusammen?
Für Thomas Bernhard war Wien nachweislich eher lebenserschwerend. »In Wien zu existieren ist eine Unmenschlichkeit«, so sein vernichtendes Urteil, das sich nicht ins Heute übertragen hat. Stattdessen alljährlich die Schlagzeile: »Wien erneut lebenswerteste Stadt«. In der Tat gibt sich Wien notorisch Mühe, seine lebenswerte Seite, die Idylle, die Herzlichkeit hervorzukehren. Etwa jetzt zur Vorweihnachtszeit, wenn besonders viele Menschen zu Besuch kommen. Reiseblogs und Insta-Storys haben sie aufs Vienna Winter Wonderland eingestimmt: Fiaker durchkreuzen die Straßen, die von der Weihnachtsbeleuchtung in ein warmes, glitzerndes Licht getaucht sind. Von pittoresken Weihnachtsmärkten hallt ein Leise rieselt der Schnee durch die Gassen, der Duft gebrannter Mandeln liegt in der Luft. Aus der winterlichen Schummrigkeit erheben sich die majestätischen Gebäude der k. u. k. Epoche. Und neben dem Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz ist ein riesiger Baum mit leuchtenden Herzerln geschmückt. Hach!
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