Kein sicherer Ort

von Eugenia Seleznova und Lili Somogyi

Illustration: Lou Kiss

Viele queere Geflüchtete geraten in eine Sackgasse: nicht mehr geschützt in der Heimat, aber auch nicht anerkannt im Exil. Zwei Geschichten über Lebensrealitäten zwischen Hoffnung, Unsicherheit und politischem Versagen.


2328 wörter
~10 minuten

Ihr erstes Ziel war Polen. Hauptsache weg aus dem vom Krieg gezeichneten Kyjiw. So dachten Frank und sein Partner Max, als sie im März 2022 aus der Ukraine flohen. Beide sind in ihren Vierzigern und neurodivergent, als nichtbinäre Personen verwenden sie auch männliche Pronomen. Bald nach ihrer Ankunft erwog das Paar, weiterzuziehen, da sie in Polen kaum Möglichkeiten für ihre Zukunft sahen. Sie schafften den Umzug nach Island und blieben dort über ein Jahr. »Es war ein schöner Ort, freundlich und mit einem guten Unterstützungssystem«, erinnert sich Frank. Als ukrainischen Geflüchteten wurden ihm und Max Sprachkurse und finanzielle Hilfen angeboten. Das Paar fühlte sich sicher.

»Wo kann ich mich sicher fühlen?« ist für viele queere Personen eine alltägliche Frage. Immer wieder werden Länder in »queerfreundlich« – meist im Westen – oder in »queerfeindlich« eingeteilt. Doch diese vereinfachte Einteilung ist überholt, Queerfeindlichkeit nimmt in westlichen Ländern zu, etwa in den USA und auch in Österreich, wo jüngst vermehrt Angriffe gegen die queere Community stattfanden. Das Asylrecht, das queere Menschen schützen sollte, kann mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten, und queere Menschen finden sich in einer Sackgasse wieder: In ihren potenziellen »neuen Heimatländern« ist man der Ansicht, dass sie nicht »gefährdet genug« seien – aber weder ihre Herkunftsländer noch ihre neugewählten Heimatländer bieten ausreichend Sicherheit.

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