In Österreich sind derzeit fast zwei Millionen Menschen arbeitslos oder in Kurzarbeit. Weltweit droht die Hälfte aller Arbeiter und Arbeiterinnen ihren Lebensunterhalt zu verlieren. Ganze Sektoren wie Tourismus und Kultur sind lahmgelegt, unser Alltag ist völlig verändert. Wir stehen am Beginn einer historischen Wirtschaftskrise. Und diese Krise wird anders als alle der letzten Jahrzehnte.
Ganz automatisch vergleichen wir die Corona-Krise mit der letzten Krise, die wir erlebt haben, der Finanz- und Wirtschaftskrise nach 2008. Doch der Vergleich ist trügerisch, denn die beiden haben wenig gemeinsam.
2008 entstand die Krise an den Finanzmärkten, ausgelöst durch einen spekulativ befeuerten Immobilien-Boom in den USA. Von dort griff sie auf den Rest der Wirtschaft über, traf jedoch vor allem die Länder des kapitalistischen Zentrums. Den Regierenden gelang es relativ rasch, den Auslöser zu neutralisieren. Wirklich gravierend war die Krise nur in jenen Ländern, denen im Zuge der folgenden Staatsschuldenkrise brutale Kürzungsprogramme aufgezwungen wurden. Die Corona-Krise ist viel umfassender, sie trifft die ganze Welt und die meisten Sektoren. Finanzmärkte spielen zwar auch eine Rolle, die Turbulenzen dort sind jedoch nur die Folge der Pandemie. Die Krise erschüttert so unterschiedliche Branchen wie die Automobil- und Ölindustrie, den Tourismus und den Kulturbereich. Es ist völlig unklar, woher diverse Wirtschaftsprognosen ihren Optimismus für eine angebliche Erholung nächstes Jahr nehmen. Denn im Moment sieht es nicht so aus, als wäre die medizinische Krise bald vorbei. Und selbst wenn sie in ein oder zwei Jahren über eine Impfung eingedämmt wird, bestehen die ökonomischen Folgen weiter. Sektoren, die lange stillstehen, verlorene Jobs und Einkommen kehren nicht einfach so zurück. Die Corona-Krise wird so tief sein, dass es danach keine Rückkehr zur alten Normalität gibt.
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