Andreas Malm: Pflicht zur Militanz

von Hauke Benner

418 wörter
~2 minuten
Andreas Malm: Pflicht zur Militanz
Andreas Malm
WIE MAN EINE PIPELINE IN DIE LUFT JAGT
Kämpfen lernen in einer Welt in Flammen
Aus dem Englischen von David Frühauf, Matthes & Seitz, 2020, 240 Seiten
EUR 18,50 (AT), EUR 18,00 (DE), CHF 24,50 (CH)

Im Kampf gegen die Klimakrise hat Andreas Malm eine Streitschrift gegen die Passivität der politischen Elite, aber auch gegen das Dogma der Gewaltlosigkeit in weiten Teilen der Klimagerechtigkeitsbewegung verfasst. Im aktualisierten Vorwort, geschrieben während der Corona-Krise, erläutert Malm, dass der globale Kapitalismus seine Produktion runterfahren musste und infolge dessen die Emissionen rapide gesunken sind. Was vorher undenkbar schien, wurde im Zuge der Notfallmaßnahmen möglich: Der Staat griff in das Privateigentum ein. Zu Recht fragt Malm: »Könnte ein Klimakollaps, der ebenjene Lebenserhaltungssysteme des Planeten zu zerstören droht, dann nicht gleichermaßen Anlass dazu geben?« Malm beantwortet diese Frage selbst, indem er das business as usual der Führungsklasse als »die materielle Form des zeitgenössischen Kapitalismus« einstuft.

Die Klimabewegung hat also von den Industriestaaten nichts zu erwarten. Sie muss die Sache selbst in die Hand nehmen. Doch hier sieht Malm etwas, das die Bewegung in ihren Aktionsmöglichkeiten einengt und politisch zahnlos macht: das Dogma der Gewaltlosigkeit. Dieses wird in der Klimabewegung zuvorderst von den Begründern von Extinction Rebellion (XR) propagiert. 

Malm weist kenntnisreich darauf hin, dass in der Bezugnahme auf die englische Suffragetten-Bewegung, die Civil-Rights-Bewegung der 1960er Jahre in den USA und auf die Anti-Apartheid-Bewegung Südafrikas, der militante Teil stes ausgeblendet und so die jeweilige Geschichte entstellt wird. Auf den Punkt gebracht: Der Erfolg von Martin Luther King beruhte auf Malcom X und Black Power, nicht umgekehrt.

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