Schon vor dem Kinostart, der wie so vieles aufgrund der Pandemie mehrmals aufgeschoben werden musste, hat Widerstandsmomente diverse Preise gewonnen (2019 Gewinner der »Austrian Competition« beim Festival this human world, 2022 Hans-Maršálek-Preis des Mauthausen Komitees Österreich). Der Film versammelt kleine und große widerständige Handlungen von Frauen und wird dabei selbst zu einem filmischen Aufstand: gegen die bestehenden Verhältnisse und gegen das Vergessen, was zu diesen geführt hat.
Das gelingt dem Film, indem er Verbindungen zwischen Gegenständen und Stimmen vergangenen und gegenwärtigen Widerstands herstellt, ohne die Singularität der verschiedenen gesellschaftlichen Herrschaftskonstellationen zu leugnen. Gegenwärtige Protagonistinnen des Widerstands werden eingeladen, Objekte, Tonzeugnisse oder (Lied-)Texte, die vom Widerstand gegen den NS zeugen, zu kommentieren und mit heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen und Notwendigkeiten des Widerstands in Verbindung zu bringen. Je dichter das Geflecht der Verbindungen im Lauf der Kommentare und Gespräche rund um die Zeugnisse des Widerstands während der NS-Zeit wird, desto deutlicher wird, wie viel Inspiration und Unterstützung die Widerständigen von heute aus den vergangenen Handlungen beziehen können.
»Eine solche Geschichtsschreiberin, die in der Lage ist, im Vergangenen den Funken der Hoffnung für die Gegenwärtigen anzufachen, ist Jo Schmeiser, und auch ihre Protagonistinnen sind es.«
So dokumentiert der Film einerseits, wie sehr Widerstand davon lebt, dass man sich von anderen unterstützt, ja getragen weiß. Auf der anderen Seite führen die Protagonistinnen im Film vor Augen, dass in Fragen des Widerstands Größe oder Folgenreichtum gänzlich unpassende Kategorien sind. Die Erinnerung an ein Kochrezept kann ebenso lebensrettend sein wie ein Apfel, eine schlaue Lüge während eines Verhörs oder das Teilen der Erfahrung, wie sich Rassismus im heutigen Linz artikuliert. Wenn es Verbindungen der wechselseitigen Wahrnehmung und Unterstützung gibt, dann ist Widerstand immer möglich. An den unmöglichsten Orten und unter barbarischsten Bedingungen.
Auf der Flucht vor den Nazis schrieb Walter Benjamin in der sechsten seiner Thesen über den Begriff der Geschichte: »Nur dem Geschichtsschreiber wohnt die Gabe bei, im Vergangenen den Funken der Hoffnung anzufachen, der davon durchdrungen ist: auch die Toten werden vor dem Feind, wenn er siegt, nicht sicher sein. Und dieser Feind hat zu siegen nicht aufgehört.« Eine solche Geschichtsschreiberin, die in der Lage ist, im Vergangenen den Funken der Hoffnung für die Gegenwärtigen anzufachen, ist Jo Schmeiser, und auch ihre Protagonistinnen sind es. Dass ihnen das im Medium des Films gelingt, hätte dem Cineasten Benjamin wohl besonders gut gefallen.
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