Despotischer Sozialismus

von Gabriella Hauch

378 wörter
~2 minuten
Despotischer Sozialismus
Uli Schöler
»Despotischer Sozialismus« oder »Staatssklaverei«?
Die theoretische Verarbeitung der sowjetrussischen Entwicklung in der Sozialdemokratie Deutschlands und Österreichs (1917–1929)
Zwei Bände. Karl Dietz Verlag, 2021, zweite, erweiterte Auflage, 983 Seiten
EUR 51,30 (AT), EUR 49,90 (DE), CHF 68,00 (CH)

Der Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 platzte mitten in meine Lektüre der Studie Uli Schölers über den »despotischen Sozialismus«. Diese Überschneidung des aggressiven Akts des zum imperialistischen Global Player mutierten ehemaligen »Staatssozialismus« und des gleichzeitigen Nachlesens, wie »Russland« vor rund 100 Jahren für viele zu einem Marker für eine neue, gerechtere Welt zu werden schien, ließ mich an den von Enzo Traverso geprägten Begriff der »linken Melancholie« denken. Traverso bringt damit ein Geschichtsdenken in die Diskussion, das (auch) die Schattenseiten der Zukunftshoffnungen, die Enttäuschungen und die Trauer angesichts nicht erreichter Gleichheit, Freiheit und (Geschlechter-)Gerechtigkeit thematisiert. Einer solchen Kritik des blendenden Glanzes revolutionärer Eindeutigkeiten und universaler Wahrheiten ist auch Uli Schölers Arbeit verpflichtet.

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