Blut- und Lieferservice
von Andrea Heinz
Die sozioökonomische Schlechterstellung der Frauen rückt wieder verstärkt ins Zentrum feministischer Kunst. Dabei wird oft auf Arbeiten aus den 1970ern zurückgegriffen.
Alles kommt wieder. Um diese großartige Erkenntnis zu haben, muss man kein Nietzsche sein, es reicht, ein gewöhnliches Fashion-Victim zu sein. Die 1970er scheinen ihr Revival derzeit aber nicht in den H&M-Boutiquen dieser Welt, sondern in Galerien und auf Theaterbühnen zu erleben. Bereits 2013 fand die Performance Casting Off My Womb der australischen Crafting-Künstlerin Casey Jenkins statt: 28 Tage saß Jenkins in einem Raum und strickte. Eine erwünschte weibliche Tätigkeit, möchte man meinen. Dass die Arbeit extremen Hass und Drohungen im digitalen Raum provozierte, lag daran, dass der weiße Wollfaden, den Jenkins verarbeitete, aus ihrer Vagina kam und – naturgemäß, würde Thomas Bernhard sagen – mit ihrem Menstruationsblut eingefärbt war. Die Arbeit weckte Assoziationen an Carolee Schneemanns ikonografische feministische Performance Interior Scroll von 1975, während derer Schneemann einen langen, aufgerollten Papierstreifen aus ihrer Vagina zog und vorlas, was darauf geschrieben stand.
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