Das Femizid-Paradigma

von Andrea Heinz

Illustration: Ūla Šveikauskaitė

Was man einmal gesehen hat, kriegt man ohne weiteres nicht wieder aus dem Kopf. Warum eine Gesellschaft, die auf Bühne und Leinwand frauenfeindliche Erzählungen kommerzialisiert, männliche Gewalt normalisiert.


1987 wörter
~8 minuten

Es gab Zeiten, in denen sich heutige CDU-Granden in Deutschland offen dagegen aussprechen konnten, Vergewaltigung in der Ehe zum Straftatbestand zu machen. Mittlerweile gehört es zum guten Ton, sich gegen Gewalt an Frauen, gegen Misogynie auszusprechen. Misogyn darf man natürlich trotzdem weiterhin sein. Und anschauen tun viele Menschen sich immer noch gerne, dass und wie Frauen gequält und ermordet werden. Im Fernsehen nämlich. Auf Amazon Prime kam Anfang des Jahres die Serie German Crime Story: Gefesselt heraus, angelehnt an den realen Fall des Hamburger »Säurefassmörders«. Der wurde mit dem Burgschauspieler und Träger des Deutschen Filmpreises Oliver Masucci prominent besetzt. Ob das reale Vorbild, das nach wie vor im Gefängnis sitzt, mit der Besetzung zufrieden ist, weiß man nicht, die Kritiken jedenfalls waren durchaus positiv. Die Ambivalenz des Unterfangens ist dennoch nicht allen entgangen. »Wie unterhaltsam darf ein Frauenmörder sein?«, titelte etwa der Kölner Tagesanzeiger, im Text des Kritikers heißt es: »Es macht auf perverse Weise Spaß, Masucci zuzuschauen, und ebendies möchte man, erschreckt über die eigene Reaktion, mit vollem Ernst kritisieren.«

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