Hyperpolitik in Zeiten des Krieges

von Benjamin Opratko

Illustration: Ūla Šveikauskaitė

Nach über einem Jahr Ukraine-Krieg hat sich im öffentlichen Diskurs ein Kriegsregime festgesetzt, dessen Vertreter Aufrüstung für eine moralische Pflicht halten.


1019 wörter
~5 minuten

Es war nicht viel mehr als vage Hoffnung, die, als wir rundum nach Orientierung suchten angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine, die Worte diktierte: Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende, einen Waffenstillstand, einen noch so schlechten Kompromiss, der zumindest vorerst das Töten beenden würde. Ein Jahr später ist die Hoffnung zerstoben. Trotz oder gerade wegen offensichtlicher geheimdienstlicher Fehlkalkulationen und militärischer Fehlschläge entschied Russlands Präsident Wladimir Putin, die »Spezialoperation« in einen Abnutzungskrieg zu überführen. Das Regime in Moskau wirft in die Waagschale, worüber es in Massen verfügt: die Körper uniformierter Männer, vornehmlich aus der Peripherie des Imperiums. Der ukrainische Widerstand soll nicht nur in seinem eigenen, sondern auch im Blut der russischen Rekruten erstickt werden, die aus allen Himmelsrichtungen eingesammelt wurden, aus Archangelsk am Polarkreis, aus Kamtschatka am Beringmeer, aus dem kaukasischen Dagestan und von überall sonst, wo der durchschnittliche Monatslohn, wenn man ihn bekommt, einen Bruchteil des angebotenen Soldes ausmacht.

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