Böhmischer Wind, russischer Wind, Karpatenwind, Pußtawind – so lauten die lokalen Bezeichnungen der Marchfeldbevölkerung für jene Winde, die bis heute Radler und Radlerinnen in dieser weitgehend platten Ebene nordöstlich von Wien zum Verzweifeln bringen. Bereits 1899 stöhnten die zu einem Gemeinschaftsausflug nach Stillfried an der March aufgebrochenen Velocyclisten des Schottenfelder Bicycle-Clubs über den »orkanartigen Gegenwind«, der sie bei der Rückfahrt nach Wien quälte und manche schon in Gänserndorf dazu brachte aufzugeben.
In den Jahrhunderten zuvor sollte dieser Wind die von Donau und March seit der Eiszeit angeschwemmten und durch mittelalterliche Rodungen freigelegten Sandböden des Marchfelds aufwirbeln. Reisende beklagten Sandstürme wie in der Sahara, Flugsand bedrohte die landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen und schuf regelrechte Dünen. So auch im Gebiet der heutigen Gemeinde Strasshof, wo beim Bahnhof der 2008 von den Naturfreunden ausgeschilderte Sanddünenradweg startet. Dieser führt zu den Trockenrasen der Weikendorfer Remise, dem frühesten, bereits 1927 angelegten Naturschutzgebiet Österreichs; unerwähnt lässt die Routenbeschreibung, dass nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt, an der Bundesstraße hinter der Denkmallokomotive eine imposante Erdformation wartet, deren heutiger Name »Rodelberg« lautet.
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