»Oppenheimer«, USA/GB 2023, 180 Minuten, Regie: Christopher Nolan (Foto: Universal)

Wie ich lernte,
über die Bombe zu reden

von Drehli Robnik

Christopher Nolans Oppenheimer erzählt die Frühgeschichte der Atombombe im Zeichen von Geniekult und abstrusen Genderbeziehungen.


1051 wörter
~5 minuten

»Du hast gar nichts in Hiroshima gesehen!« lautete ein Schlüsselsatz in Hiroshima, mon amour von 1959, einem Filmklassiker über Schuldverstrickung in staatliche Gewalt und das Problem ihrer Darstellbarkeit. Der Satz passt als Motto auch auf Christopher Nolans Oppenheimer, der ein vergleichbares Thema behandelt. In seinem Porträt des Leiters jenes in der Wüste von Los Alamos angesiedelten US-Forschungsprojekts, aus dem 1945 die Atombombe resultierte, widersteht Nolan gleichsam der Versuchung, Hiroshima und Nagasaki zu zeigen. Statt all die Spezialeffekte in Sachen Urkraft der Materie, die sein Biopic interpunktieren, auf Vernichtungsanblicke als »Höhepunkte« zu treiben, beschwört er Sehen und Nichtsehen in ethischer Aufladung: Einblick, der zu weit geht, versus Schuldverdrängung durch Wegschauen, das hämmert Oppenheimer uns ein, voll Freude am Erklärdialog, der, typisch für Nolan, einem kleinbürgerlichen Stolz, all das verstanden zu haben, zuarbeitet. Du hast also, ließe sich für Oppenheimer sagen, wirklich nichts in Hiroshima gesehen – aber viel in Los Alamos geredet.

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