Es kommt regelmäßig vor, dass Menschen irrtümlich für tot erklärt werden. Bei Celebritys werden seit jeher allenthalben Meldungen übers Ableben verbreitet, obwohl sie sich bester Gesundheit (okay, das ist nicht unbedingt gesagt) erfreuen. In jüngerer Vergangenheit betraf dies etwa Morgan Freeman oder Britney Spears gleich mehrfach, manche Trolle machten es sich zum Sport, Fake News über ihren Tod zu verbreiten.
Klar, die Social Media werden die Zahl der unwahren Todesbehauptungen nach oben geschraubt haben. Aber das Ganze trieb schon vor dem Internet seltsame Blüten: 1969 veröffentlichte die Campuszeitung der University of Michigan einen Artikel, der scherzhaft die Behauptung aufstellte, dass Paul McCartney von den Beatles 1966 bei einem Autounfall verstorben sei. Viele Menschen nahmen das jedoch ernst, es entwickelte sich unter dem Namen »Paul is dead« eine weitverbreitete Verschwörungstheorie, laut der McCartney seitdem durch einen Doppelgänger ersetzt wird.
Ebenfalls skurril ist es, wenn Menschen ganz offiziell für tot erklärt werden, es aber nicht sind; solche Berichte über »Verstorbene«, die alle eines Besseren belehrt haben, findet man in Kurzmeldungsspalten erstaunlich oft. Erst vor ein paar Wochen machte ein Fall aus Ecuador Schlagzeilen: Eine 76-jährige Frau war nach einem Schlaganfall ins Spital gekommen, sie befand sich sieben Tage auf der Intensivstation und wurde schließlich vom diensthabenden Arzt für tot erklärt. Bei der Totenwache kleideten die Angehörigen die im Sarg Liegende für die Beerdigung ein. Aber plötzlich: ein Lebenszeichen! Die Frau rührte sich, begann wieder zu atmen. Die Beerdigung hatte sich also erledigt … Nun ja, allerdings ließ die nächste Wendung nicht lange auf sich warten: Eine Woche später verstarb die Frau tatsächlich.
Nach dieser Vorrede jetzt zum eigentlichen Punkt, einem Erratum. Das TAGEBUCH betrachtet die Dinge ja gerne aus anderen Blickwinkeln, entsprechend wurde nicht jemand fälschlicherweise für tot erklärt, sondern im Gegenteil wieder ins Leben befördert. In der Titelgeschichte des letzten TAGEBUCH, »Pinochet und die Pobladores«, wurde mehrmals der vor Augusto Pinochets Militärputsch in Chile regierende Sozialist Salvador Allende erwähnt. An einer Stelle hieß es: »Wohnen war fortan kein ›kein Geschenk des Staates‹ mehr, wie es Allende 1977 nannte, sondern ein ›Recht, das durch die Anstrengungen und den Sparwillen der Familie erworben wird‹.« Hier wurde ein Moment einer alternativen Geschichte kreiert; viele Menschen dürften es wohl gar wünschenswert finden, hätte Allende sich 1977 noch äußern können. Jedoch nahm er sich im Verlauf des Putschs 1973 das Leben. Die zitierten Worte waren Pinochets. Der Fehler stammte nicht von der profunden Autorin Karin Fischer, sondern schummelte sich irgendwann zwischen Redigieren und Schlusskorrekturen ins Heft. Das TAGEBUCH bittet um Entschuldigung und um Ihr Nachsehen.
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