Walverwandtschaften
von Jens Kastner
Zwei Essays über Kunst und Politik
EUR 23,50 (AT), EUR 22,00 (DE), CHF 30,00 (CH)
Im Dezember 1936 machte sich George Orwell auf den Weg nach Spanien, um sich als überzeugter Antifaschist in den Spanischen Bürgerkrieg einzumischen. Während eines Zwischenaufenthalts in Paris begegnete er seinem um zwölf Jahre älteren Schriftstellerkollegen Henry Miller. Zwei Typen trafen da aufeinander, deren Selbstverständnis als Autoren kaum grundverschiedener sein konnte.
Das macht Orwell in seinem später geschriebenen Essay Im Innern des Wals mehr als deutlich. Ganz sachlich beschreibt er Millers Haltung zur Welt als eine von »unüberbietbarer Verantwortungslosigkeit«. Miller nämlich verstecke sich im Bauch des Wals, interessiere sich nicht für das soziale und politische Geschehen seiner Zeit und habe sich, umgeben von dicken Speckschichten, im Walinneren eingerichtet, »tröstlich, gemütlich und anheimelnd«. Orwell ordnet diese Haltung in die Literaturgeschichte ein, und es ist bewundernswert, wie leichtfüßig er durch die britische Literatur der 1920er- und 1930er-Jahre trabt. Sein eigener Antiautoritarismus schlägt sich auch im unaufgeregten, nie besserwisserischen Stil nieder.
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