Beschützte Blödheit

von Benjamin Opratko

»Anstößige« und »einseitige« Positionen zum Gaza-Krieg sollten geprüft, diskutiert und entkräftet, nicht aber unterbunden werden.

»Wir werden nicht ruhen, bis wir Gerechtigkeit haben, bis alle Menschen, Israelis und Palästinenser, zwischen dem Fluss und dem Meer in Frieden und Freiheit leben können.« Für diesen Satz wurde der Labour-Abgeordnete Andrew McDowell aus seiner Partei geworfen. Die Formulierung sei »zutiefst anstößig«. In Berlin wurden Proteste gegen die Bombardierung Gazas verboten. Wo sie unter strengen Auflagen stattfinden konnten, hielt die Polizei jüdische Demonstrantinnen über mehrere Stunden fest, weil sie »Stop the Genocide«-Schilder bei sich trugen. Ex-Labour-Chef Jeremy Corbyn wurde von der Berliner Volksbühne ebenso kurzfristig ausgeladen wie der frühere griechische Finanzminister und Syriza-Abgeordnete Yanis Varoufakis vom Wiener Kreisky-Forum, in beiden Fällen wegen propalästinensischer Äußerungen. Die Universität Wien verhinderte einen akademischen Workshop zu Palästina, weil er dem Rektorat »sehr einseitig« erschien. (Er konnte dann in Räumlichkeiten der Central European University, die nach ihrer Vertreibung durch die Orbán-Regierung in Wien eine neue Heimat erhielt, stattfinden.)

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