Es wird sich nicht verhindern lassen
von Alfred J. Noll
Ohne Widerstand gegen die Verhältnisse sind andere Verhältnisse nicht zu haben. Zu Michael Scharangs neuem Roman »Die Wagenburg oder Die Flüchtlinge von Ratz«.
Es geschieht an einem Sonntag, und es ist der 1. April des Jahres 1649: Arme Männer samt ihren Familien versammeln sich auf dem St. George’s Hill in der Nähe der Stadt Kingston in Surrey, England. Der Hügel ist karg. Es scheint kein vielversprechender Ort für eine neue Siedlung zu sein. Die Neuankömmlinge aber sind gekommen, um zu bleiben: Das Wenige, das sie haben, tragen sie bei sich. Schnell machen sie sich daran, Hütten zu bauen. Es ist kalt im englischen Frühling.
Und dann beginnen sie zu graben. Sie graben und graben immerfort, Tag für Tag, und deshalb werden sie Diggers genannt. Sie graben Gräben aus. Sie pflanzen Gemüse auf dem felsigen Hügel. »Sie laden alle ein, hereinzukommen und ihnen zu helfen«, bemerkt ein Beobachter, »und sie versprechen ihnen Essen, Trinken und Kleidung.« Gerrard Winstanley, ihr Sprecher, ist zuversichtlich, innerhalb von zehn Tagen sollen es vier- oder fünftausend sein, die Anschluss suchen. Es kommen ein paar Dutzend Familien. Nicht viel, und doch graben sie weiter.
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