Das Amerlinghaus 1974, ein Jahr vor der Besetzung. (Foto: H. Bednarik)

Vom Stadtteilzentrum zur Klinik der Würde

von Christoph Reinprecht

Vor fünfzig Jahren wurde das Amerlinghaus am Spittelberg im siebten Wiener Bezirk besetzt. Es existiert bis heute als materialisierter Widerspruch in einer von Tourismus und Kommerz geprägten Umgebung.


2163 wörter
~9 minuten

Es gibt ein emblematisches Bild aus der Zeit der Amerlinghaus-Besetzung. Es erschien ursprünglich in der Tageszeitung Kurier und zeigt eine Gruppe junger Männer und Frauen, von einigen Kindern begleitet, die in Bewegung begriffen ist, vorwärtsdrängt. Das Querformat füllt das obere Drittel Zeitungsseite, der darunter stehende Bericht informiert über die Anliegen und »Detailerfolge« der Bewegung zur Rettung und Revitalisierung des Spittelberg.

Der Artikel ist nicht ohne Sympathie für das Anliegen der Aktivist:innen geschrieben. Es ist von einem Sperrbescheid der Baupolizei zu lesen, der mit Verweis auf die Baufälligkeit des Gebäudes die Weiterführung von kulturellen Aktivitäten im Amerlinghaus untersagt. Der Protest der »Interessensgemeinschaft Spittelberg« habe bewirkt, so wird berichtet, dass das Rathaus die Prüfung des Bescheids in Aussicht stelle. Sollte die Sperre zu Unrecht erfolgt sein, bestehe auch die Möglichkeit einer Weiterführung des Betriebs, wenn auch unter von der Gemeinde definierten Rahmenbedingungen. Dem Text beigefügt ist ein kleineres Bild, das weniger den schlechten baulichen Zustand des Amerlinghauses als vielmehr den nostalgischen Charme dokumentiert, der vom Shabby Chic des abgelichteten, etwas verwilderten Innenhofs ausgeht.

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