China steht im Mittelpunkt, wenn es um Klimapolitik und Erderwärmung geht. Die Volksrepublik ist in doppelter Hinsicht globaler Spitzenreiter, ist zugleich der größte CO₂-Emittent und die Nummer eins beim Ausbau erneuerbarer Energien. Das Land ist Technologieführer bei der Produktion von »Green Tech«, gleichzeitig werden nirgendwo so viele neue Kohlekraftwerke gebaut wie in China. Diese Gleichzeitigkeit – manche würden sagen, dieser Widerspruch – kennzeichnet Chinas Energie-, Industrie- und Klimapolitik. Und sie prägt die mediale Berichterstattung darüber: »Klima-Sünder und Klima-Pionier: Die zwei Gesichter Chinas«, titelte der NDR einst. Und die Tagesschau fragte: »China – Solar-Pionier oder Kohlesünder?«.
Wer diese Gleichzeitigkeit in ihrer Komplexität begreifen möchte, muss einerseits die Besonderheiten der chinesischen Politik verstehen: das staatskapitalistische Wirtschaftsmodell, das Selbstverständnis als Entwicklungsland, die Priorisierung von Energiesicherheit sowie das Spannungsverhältnis zwischen zentralistischer Parteiführung und regionalen Ebenen. Andererseits gilt es, das Universelle zu benennen: Wie fast alle Regierungen weltweit sucht die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) nach Wegen, Klimaschutz mit wirtschaftlichem Wachstum zu vereinbaren – und zwar im Dienste sogenannter »nationaler« Interessen, die auch in der Volksrepublik vor allem von verschiedenen Kapitalfraktionen und nach Machterhalt strebenden politischen Eliten geprägt sind.
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