Rendezvous mit der Realität

von Matthias Schnetzer

Illustration: Adrián Astorgano

DATENDRANG #19 | Der wirtschaftliche Schaden in der EU durch die Klimakrise ist bereits jetzt enorm.


270 wörter
~2 minuten

Der Klimaschutz habe ein »Rendezvous mit der Realität«, kommentierte Umweltminister Norbert Totschnig (ÖVP) das Aufweichen der Klimaziele auf europäischer Ebene. Doch die Realität legt längst eine andere, kostspielige Bilanz vor. Neue Auswertungen der Europäischen Umweltagentur zeigen einen starken Anstieg der ökonomischen Schäden durch die Klimakrise zwischen 1980 und 2024. Die volkswirtschaftlichen Kosten betragen europaweit mehr als 800 Milliarden Euro, ein Viertel davon allein in den letzten vier Jahren.

Die Daten machen deutlich, was politische Rhetorik zu verdecken versucht: Nicht nur der Klimaschutz, auch das Nicht-Handeln hat seinen Preis. Hydrologische Ereignisse – Hochwasser oder Überflutungen – hatten bislang die größten ökonomischen Auswirkungen. Aber auch die Schäden durch meteorologische Vorfälle wie Sturm und Hagel sowie klimatologische Ereignisse wie Hitzewellen oder Dürren sind gewaltig. Dabei sind nicht-monetäre Folgen der Klimakrise wie erhöhte Hitzemortalität, verlorenes Kulturgut oder zerstörte Biodiversität in den Daten noch gar nicht berücksichtigt.

Österreich ist keine Ausnahme. Hier beträgt der entstandene Schaden fast 20 Milliarden Euro. Pro Kopf ist das der fünfthöchste Wert in Europa. Zerstörte Infrastruktur, überflutete Betriebe, abgedeckte Häuser, Missernten, Waldbrände: Das sind keine Naturlaunen, sondern Folgen des menschengemachten Klimawandels und einer Politik, die Profite einer fossilen Produktionsweise über das Gemeinwohl stellt.

Klimapolitik ist kein Luxus, sondern Verlustbegrenzung. Jeder Euro, der in den ökologischen Umbau investiert wird, spart künftige Schäden. Wer Klimaziele aufweicht, entscheidet sich damit nicht für Sparsamkeit, sondern für eine gigantische Hypothek: bezahlt von Haushalten, Betrieben und der öffentlichen Hand, wenn sie wieder einmal die Trümmer wegräumen muss. Die Realität lässt grüßen.

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