Stills aus: Rose-Anne Gush, Philipp Sattler, How Does One Get To Own A Mountain?!, 2025, Video (Ton/Farbe) 68′.

How Does One Get to Own a Mountain?! So lautet die titelgebende und wiederkehrende Frage des investigativen Essayfilms, der sie mit Blick auf die Koralpe exemplarisch untersucht. Anlass, darüber nachzudenken, gibt der geplante Abbau des reichen Lithiumvorkommens zwischen der Steiermark und Kärnten, nahe der slowenischen Grenze.

Folgt man Rose-Anne Gushs und Philipp Sattlers rechercheorientierten Ansätzen, könnte ein künftiges spätkapitalistisches Erfolgsnarrativ des Abbaus wie folgt lauten: Das im Jahr 1991 für einen symbolischen Schilling erworbene Lithiumvorkommen hatte 2025 einen geschätzten Marktwert von rund 611,5 Millionen Euro. Zu dieser Zeit befand es sich im Besitz des australischen Unternehmens European Lithium, das gemeinsam mit einem dubaiischen Partner agierte. Das in Batteriequalität gewonnene Lithium war zu diesem Zeitpunkt bereits vertraglich an BMW gebunden. Die nach rund zwanzig Jahren erschöpfte Lagerstätte umfasste an der Oberfläche eine Abbaufläche von weniger als zehn Hektar, und somit schrieb das Land Kärnten keine Umweltverträglichkeitsprüfung vor. In diesem Narrativ geht der Gewinn zu Lasten der Landschaft, die ausgebeutet und zerstört zurückbleibt. Der Essayfilm zeigt in das Gebirge gebaute Infrastrukturen und Drohnenaufnahmen verschneiter Wälder. Die Szenerie wechselt mit der Frage der Herausbildung von Eigentum zu Detailaufnahmen einer kleinstädtischen Struktur. Die Hafenanlage in Koper, Slowenien, von wo aus das Lithium verschifft werden soll, bildet die Folie, vor der das Mineralrohstoffgesetz verlesen wird.

Neben dieser extraktiven Logik wird How Does One Get to Own a Mountain?! auch mit Blick auf gemeinsame Sorge und kollektiven Besitz beantwortet. Beispiel dafür ist der in dieser Region gemeinschaftlich bewirtschaftete Hof Stopar als Teil der europäischen Kooperative Longo maï. Die Geografie der Koralpe bringt auch das SS-Massaker am Peršmanhof und die Figur des im dichten Wald lebenden Partisans in den Vordergrund. Nun ist es nicht mehr eine Offstimme, die spricht, sondern eine ins Bild gesetzte intergenerationelle Gruppe, die gemeinsam nachdenkt. Der Begriff Maquis, der eine Landschaft und auch eine Praxis meint, aber auch die Partisanen der französischen Résistance bezeichnet, knüpft an viele der losen Enden an. Eine andere Frage geht auf: Wie kann antifaschistischer und antikolonialer Widerstand ein Gegennarrativ zu Extraktion bilden?

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