Eisenbahner waren eine für das NS-Regime besonders wichtige Berufsgruppe. Sie bildeten das Rückgrat der Kriegslogistik, der Versorgung und nicht zuletzt der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie. Die Transporte in die Konzentrations- und Vernichtungslager liefen über ihr Schienennetz, durch ihre Hände. Der aus Österreich stammende Historiker Raul Hilberg betonte früh die entscheidende Rolle der Reichsbahn für die Durchführung der Shoah. Widerstand unter Eisenbahnern verfolgten die Nationalsozialisten deshalb mit besonderer Härte, ohne ihn je ganz unterdrücken zu können. Jeder Sabotageakt, jede kritische Stimme gefährdete nicht nur das »reibungslose Funktionieren« des NS-Staats, sondern offenbarte, wie verletzlich seine Strukturen waren.
Schon kurz nach der NS-Machtübernahme 1938 führten Widerständige vor allem im Osten und Südosten Österreichs Brand- und Sprengstoffanschläge auf Eisenbahnanlagen durch, meist allerdings nur mit geringer Schadenswirkung. Nach Kriegsausbruch konzentrierte sich der Widerstand seitens der Eisenbahner auf Sabotageakte. Dazu zählten, wie es in einer von den Österreichischen Bundesbahnen 2016 veröffentlichten Studie heißt, »das Durchschneiden von Bremskupplungsschläuchen, das Entfernen von Bremskupplungsringen, das Streuen von Sand in die Achsenlager der Waggons, das Verstopfen der Schmierbüchsen der Lokomotiven, aber auch das Entfernen und Vertauschen der Wagenbezettelung, um die Waggons zu anderen Zielbahnhöfen zu schicken, was die Errichtung eines umfangreichen Nachforschungsdienstes erforderte, oder die Irreführung der Dienststellen durch fingierte Telefongespräche, Anweisungen und Telegramme«.
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