»Wien ist eine herrliche Stadt; Wien ist eine Stadt, in der ich es nicht lange aushielt.« So beginnen Erich Mühsams Ausführungen zur Donaumetropole, die er erstmals im Jahr 1906 besuchte. Zu dieser Zeit war er bereits eine Größe in der Berliner Bohème-Szene, hatte bei zwei anarchistischen Zeitschriften mitgearbeitet, konnte seinen Roman Die Eigenen, eine Schrift zur Homosexualität sowie zwei Gedichtbände vorweisen. Ebenso trat er als Rezitator seiner humorvollen bis provokanten Dichtwerke in Cafés und Kabaretts auf. Seine Aufenthalte in Wien fallen in jene Phase, die er selbst als Wanderjahre bezeichnete. Mit seinem Lebensgefährten Johannes Nohl tingelte er durch die Lande, ließ dem Leben freien Lauf, machte in München, Genua und Zürich Station und verweilte mehrmals in der berühmt-berüchtigten Lebensreformkommune Monte Verità in Ascona, der er mit seiner Schrift Ascona. Eine Broschüre ein zweifelhaftes Denkmal setzte. Zwischendurch nahm er zwei jeweils zwei Monate dauernde Engagements in Wien an, um »dem nächtlichen Amüsementsbedürfnis eines zahlungsfähigen Publikums durch den Vortrag humoristischer und satirischer Verse Nahrung zu geben«.
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