»Langeweile ist keine Lappalie«

von Sonja Luksik

Fotos: Julia Karelic Merkel

Silke Ohlmeier erforscht etwas, was uns allen schon einmal zu schaffen gemacht hat: Langeweile. Ein Gespräch über den Risikofaktor Nichtstun sowie den Zusammenhang von Langeweile und Armut.


2759 wörter
~12 minuten

Sonja Luksik | Frau Ohlmeier, Sie haben mit 19 Jahren eine Ausbildung zur Industriekauffrau begonnen und in dieser Zeit »nahezu alle Facetten der Langeweile« kennengelernt, wie Sie in Ihrem Buch Langeweile ist politisch schildern. In den drei Ausbildungsjahren wurde Ihnen bewusst, dass Langeweile »keine entspannte Form des Nichtstuns, sondern purer Stress« ist. Was macht Langeweile dermaßen stressig?

Silke Ohlmeier | Der Forscher John Eastwood definiert Langeweile als das »unangenehme Gefühl, einer befriedigenden Tätigkeit nachgehen zu wollen, es aber nicht zu können«. Unangenehm fühlt sich Langeweile deshalb an, weil sie einerseits aus Lethargie, Müdigkeit und Passivität besteht, andererseits Unruhe und Stress auslöst. Beim Nichtstun hingegen handelt es sich um ein angenehmes Gefühl der Entspannung, das es uns ermöglicht, zur Ruhe zu kommen. Bei Langeweile zieht sich die Zeit, der Moment erscheint endlos, und man fühlt sich in der Situation gefangen. So erlebte ich während meiner Ausbildung zahllose Tage, an denen ich nichts zu tun hatte und die Zeit totschlagen musste. Das Problem dabei ist: Oft weiß man selbst nicht genau, welche Tätigkeit man stattdessen machen möchte. Bei Langeweile handelt es sich also um eine Sinnkrise.

SL | Sie konstatieren verschiedene Formen von Langeweile und betonen, dass Langeweile auch aus Überforderung oder entfremdeter Arbeit entstehen kann.

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