Ein neuer Morgen

von Samuel Stuhlpfarrer

Illustration: Ūla Šveikauskaitė

Mit der Wahl Andreas Bablers zum neuen SPÖ-Chef und den Erfolgen der KPÖ kommt endlich Bewegung in die österreichische Linke. Der Weg zu einem fortschrittlichen Regierungsprojekt ist indes noch weit.


2727 wörter
~11 minuten

Josef Kalina ist ein findiger Kopf, und findig ist auch Josef Kalinas Geschäftsmodell. Mit seinem Unternehmen Unique Relations »erarbeitet« der frühere SPÖ-Bundesgeschäftsführer für seine Kunden »maßgeschneiderte Kommunikationsziele und die geeignete Strategie, diese zu erreichen«. Da »erfolgreiche Strategien fundierte Grundlagen« brauchen, ist Kalina zudem Hälfteeigentümer des Umfrageinstituts Unique Research. In der Praxis sieht ein solches Doppel so aus: Nach der Kärntner Landtagswahl, die der SPÖ weit herbere Verluste als ohnehin befürchtet beschert, nimmt die Führungsdiskussion in der Partei noch einmal an Fahrt auf. Anfang März fragt Unique Research für Heute, wer der beste SP-Spitzenkandidat wäre. Ergebnis: Hans Peter Doskozil mit 46 Prozent. Die Option Andreas Babler wird gar nicht erst abgefragt. Schon im November des Vorjahres hatte die SPÖ Burgenland eine Umfrage beauftragt, der zufolge die Partei unter Hans Peter Doskozil erheblich besser abschnitte als mit Pamela Rendi-Wagner. Durchgeführt wurde sie von Peter Hajek, ihm gehört die zweite Hälfte an Unique Research.

Während Unique Research die öffentliche Meinung zum Richtungsstreit in der SPÖ erhebt, tritt Kalina in den Nachrichtensendungen des Landes als Experte in Sachen Sozialdemokratie auf. Mitte März hält er es in der ZiB 2 etwa für nicht ausgeschlossen, dass die Sozialistische Jugend (SJ) einen »Spaßkandidaten« Babler ins Rennen schicke – im Gegensatz zu Hans Peter Doskozil ohne Erfolgsaussichten, versteht sich. Am 24. März veröffentlicht Heute eine weitere Unique-Research-Umfrage. Für welchen fiktiven Kanzlerkandidaten würden die Österreicherinnen bei einer Direktwahl votieren? Ergebnis: Hans Peter Doskozil liegt mit 28 Prozent vorne, Babler steht abermals nicht als Antwortmöglichkeit zur Auswahl. In all den Wochen tritt Josef Kalina vielfach in Nachrichtensendungen auf, ohne dass auf seine Verbindungen zum Doskozil-Lager hingewiesen wird. Erst am Abend des 3. Juni – Hans Peter Doskozil hat die Wahl zum SPÖ-Vorsitzenden vermeintlich gewonnen – wird man Kalina in der ZiB 1 erstmals als Doskozil-Berater ausweisen. Zwei Tage später ist alles anders, erklärt die SPÖ Andreas Babler zum neuen Chef.

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